Halford - Made Of Metal

Review

Nach der erfolgreichen Tour zum 30-jährigen Jubiläum von “British Steel” haben JUDAS PRIEST aktuell eine Pause eingelegt. Es war dennoch irgendwie zu erwarten, dass Frontmann ROB HALFORD nicht die Seele baumeln lassen würde. Dafür ist der Metal God einfach zu umtriebig. Gleiches gilt auch für seinen kongenialen partner-in-crime Roy Z., der zusammen mit Rob und dem Rest der HALFORD-Band abermals eine großartige Scheibe zusammen geschraubt hat. Nachdem die letzten Veröffentlichungen, an denen der PRIEST-Fronter beteiligt war, eher zwiespältig aufgenommen wurden, kommt mit “Made Of Metal” ein wahres Brett auf den geneigten Fan zu. Soviel sei verraten.

Roy Z. scheint seinem Kumpel, ähnlich wie Gus G. einem OZZY OSBOURNE, eine Frischzellenkur verpasst zu haben, die viele wohl so nicht wirklich erwartet hatten. Die Riffs von Roy Z. und Metal Mike brechen schön heavy über den Hörer ein und pendeln irgendwo zwischen dezenter Moderne und den besten Momenten von JUDAS PRIEST, beziehungsweise den besten Momenten des klassischen Heavy Metal. Halford selbst kredenzt uns eine Gänsehaut nach der anderen und ist dabei richtig gut bei Stimme. Er klingt frisch und höchst motiviert, was nicht zuletzt daran liegt, dass Rob fast komplett auf die hohen “Painkiller”-Töne verzichtet. Lediglich bei dem aggressiven “The Mower” (vom Songwriting her schwächster Song der Platte) fühlt man sich an die “Painkiller”-Screams erinnert. Er bleibt stimmlich meist in den mittleren Lagen, wodurch seine Stimme erdiger und vor allem auch nach all den Jahren noch druckvoll klingt, was Nummern wie das mit JUDAS PRIEST-Verweisen gespickte “Speed Of Sound”, “Hellrazor” (könnte auch gut auf “Stained Class” oder “Defenders Of The Faith” stehen) oder der Uptempo-Kracher “Fire And Ice” eindrucksvoll unter Beweis stellen. Man könnte echt in Freudentränen ausbrechen, wenn man sich “Made Of Metal” – vornehmlich in brachialer Lautstärke – anhört. Das sind ganz große Momente, die uns HALFORD hier gönnt. Neben den typischen Headbangern spielen auf “Made Of Metal” aber auch die großen Melodien eine wichtige Rolle. Stücke wie “Thunder And Lightning” oder “Like There’s No Tomorrow” gehen einem nicht mehr aus dem Kopf und man fragt sich, wie Rob und Roy immer wieder diese Ohrwürmer kreieren.

Der Metal God weiß, was er seinen Anhängern schuldig ist. Deshalb befinden sich die straighten Metal-Tracks klar in der Überzahl, was alleine aber langweilig und wenig abwechslungsreich wäre. So wird das Album durch viele Elemente, die man zunächst nicht in Einklang mit dem Namen Rob Halford bringt, angereichert und dadurch sehr abwechslungsreich gestaltet. “Till The Day I Die” überrascht mit einer starken Country/Southern Rock-Schlagseite mit LYNYRD SKYNYRD- oder MOLLY HATCHET-Flair, bleibt dabei aber trotzdem ein lupenreiner Metal Song. Ein ungewöhnlicher Song, der sich in den Albumkontext dennoch gut einordnet. Mit “Twenty Five Years” steht auch eine Ballade auf “Made Of Metal”, die in ihrer Art zwar typisch für HALFORD/JUDAS PRIEST ist, aber mit abwechslungsreichen Rhythmen zu gefallen weiß. “Matador” hingegen geht einem alleine schon wegen der Gitarrenmelodien in den Strophen nicht aus dem Kopf und gehört ebenfalls zu den Überraschungen von “Made Of Metal”. HALFORD präsentieren sich wirklich in absolut großartiger Form, was auch am frischen Spiel der Gitarristen Roy Z. und Metal Mike liegt. Die beiden spielen sich die Bälle mit einer Leichtigkeit zu, die anderen Kollegen längst abhanden gekommen ist, und müssen sich hinter Doppeln wie Murray/Smith oder Downing/Tipton sicherlich nicht verstecken.

Rob Halford liefert seine beste Leistung seit “Painkiller” und “Resurrection” ab und hat eine Mannschaft hinter sich, die die Visionen des Briten perfekt umsetzt und den Metal hörbar im Blut hat. Anders kann man ein derart starkes Album nicht erklären. Wer noch immer der Meinung ist, dass die neue IRON MAIDEN die beste Leistung ist, die man von einer Legende erwarten kann, sollte alleine durch den Titeltrack der neuen HALFORD-Scheibe eines Besseren belehrt werden. “Made Of Metal” klingt frisch, motiviert und ist trotzdem tief in der Tradition der NWOBHM verwurzelt. So und nicht anders muss traditioneller Metal klingen. Geile Riffs, ein treibendes Schlagzeug und Melodien, die sich dauerhaft im Gehörgang festsetzen. Danke, Rob.

02.10.2010
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