Halford - Crucible

Review

Wie Phönix stieg Rob Halford, der seit dem Ausstieg bei JUDAS PRIEST im Jahre 1992 mit seinen Projekten FIGHT und TWO im metallischen Niemandsland verschwunden war, durch sein Comebackalbum „Resurrection“ mit seiner neuen Band HALFORD vor zwei Jahren wieder aus der Asche und zurück an den Platz, der eines Metal Gods würdig ist. Nun schiebt er, unterstützt von seinen Mannen, mit „Crucible“ den Nachfolger zu diesem zurecht allerorts gefeierten Meisterwerk nach. Leute, ich kann mir nicht helfen, ich bin ein klein wenig enttäuscht. Seit zwei Wochen versuche ich schon, mir dieses Album „schön“ zu hören, aber es will ihm einfach nicht gelingen, die Grenze zum grünen Bereich hin zu überqueren. Woran liegt das? Zum einen mit Sicherheit daran, dass dem Songmaterial an einigen Stellen der letzte Biss fehlt. Man bewegt sich fast ausschließlich im Mid Tempo-Bereich, was dazu führt, dass Tracks wie „One Will“, das langsam vor sich hin plätschernde „Crystal“, das experimentelle, orientalisch angehauchte „Sun“ oder der finale Langweiler „Trail Of Tears“ unspektakulär aus den Boxen zum einen Ohr rein und direkt zum anderen wieder rauslaufen. Hierbei scheint aber nicht nur die Instrumentalfraktion etwas kraftlos, auch der Metal God himself offenbart einige Schwächen. Seine Vocals klingen stellenweise sehr verhalten, die Kopfstimme kommt kaum zum Einsatz und Gesangslinien ähneln sich desöfteren. Solide ausgefallen sind hingegen der vor allem zum Ende hin gelungene Opener und Titeltrack und das schleppende, im Mittelteil fast schon progressive „Hearts Of Darkness“. Desweiteren ist zu bemerken, dass auf „Crucible“ die stilistische Ausrichtung von HALFORD wesentlich moderner ausgefallen ist, als dies noch auf „Resurrection“ der Fall gewesen war. Die Hard-JUDAS PRIEST-Fans wird z. B. das schon fast im Neo Thrash anzusiedelnde „Heretic“ mit Sicherheit übel aufstoßen. Ansonsten gehört es eher zu den starken Momenten dieses Albums, denn es ist gottlob nicht alles solider Durchschnitt. Vor allem bei der treibenden Uptempo-Nummer „Betrayal“ oder dem gemächlicheren Stampfer „Weaving Sorrow“ entfaltet Rob endlich das volle Potential seiner Stimme, wohingegen bei „Handing Out Bullets“ oder dem thrashigen Stakkato-Riffmonster „Wrath Of Gods“ eher Drummer Bobby Jarzombek mit kraftvollem Doublebass-Einsatz und die beiden Klampfer Patrick Lachman und Mike Chlasciak mit hartem, bodenständigem Gitarrenspiel im Vordergrund stehen. Schade nur, dass dieses Niveau nicht über die volle Spielzeit gehalten wird, denn sonst wäre man ganz nah an Knaller wie „Resurrection“, „Silent Screams“ oder „The One You Love To Hate“ vom Vorgängeralbum rangekommen. So aber wird die 7-Punkte-Hürde nur ganz knapp übersprungen, weil das Material im Gesamten gesehen solide Gutklassigkeit darstellt. Ob dies aber für den Metal God genug ist, wage ich zu bezweifeln.

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21.06.2002

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1 Kommentar zu Halford - Crucible

  1. sygy sagt:

    Ein ganz eigenständiges Album, welches zwar koplett eine andere Atmosphäre wie die großartige Resurrection hat – noch härter und einzigartiger klingt.

    10/10