Die ersten Klänge von „Night In The Mirror“ lassen einen fast unweigerlich an DEPECHE MODE denken – ohne dass diese dabei jedoch auch nur im geringsten am Thron der britischen Kultband rütteln. Sanfte Vocals sowie dezente Synthies eröffnen das Debütalbum des polnischen Trios HALF LIGHT und man fühlt sich zunächst angenehm eingelullt. Dieses wohlige Gefühl wird dann jedoch nicht nur beim Opener „Y.O.U.“, sondern auch bei eigentlich fast allen folgenden Songs oft abrupt unterbrochen, worin sich dann auch ein gewisses Markenzeichen der Polen offenbart. Wird zunächst eine eher melancholische Atmosphäre aufgebaut, wird diese gleichzeitig regelmäßig auch wieder aufgebrochen, z.B. bei „Take My Hand“ oder „Empty Sky“. Dies geschieht entweder in Form von recht wüsten Klangorgien, die ein wenig an klassisch-nervige Gitarren- oder Drumsoli erinnern, oder aber durch spacig-loungige Sounds, die manchmal so gar nicht zum übrigen Sound passen wollen. Nun ja – zwar bieten die Songs dadurch immer wieder überraschende Elemente und Entwicklungen, richtig warm geworden bin ich damit aber ehrlich gesagt nicht wirklich, da die durchaus angenehme Atmosphäre einiger Songs hier zunichte gemacht wird.

Leider baut das Album mit fortschreitender Spieldauer dann zunehmend ab, was vor allem auch an den wenig abwechslungsreichen und aussagekräftigen Vocals liegt. Bei „My Mary“ und „Remember Well“ leiern diese doch ziemlich und auch die Songs entwickeln sich zu einer recht anstrengenden Angelegenheit. Songs wie „The Lonely Tree“ oder „Remedy HL“ bringen einfach zu wenig neuen Ideen und wirken dadurch eher zäh als entspannend.

So bietet das Erstlingswerk von HALF LIGHT nur in Ansätzen wirklichen Hörgenuss und am ehesten ist die Scheibe für die DEPECHE MODE-Fans interessant, denen vor allem die minimalistisch-melancholischen Songs der letzten Alben einigermaßen gut gefallen haben.