Halestorm - Into The Wild Life

Review

Galerie mit 30 Bildern: Halestorm - Back From The Dead Tour 2023

Alter! Gerade ist mir durch die Orkanböen von Tief „Niklas“ das Dach des Gartenhauses um die Ohren geflogen – da habe ich mal gepflegt selbige angelegt. Was dagegen HALESTORM auf ihrem dritten Album „Into The Wild Life“ entfachen, erinnert mich eher ans Wasserglas.

Beeindruckend sind zwar nach wie vor die Stimmbänder von Sängerin Lzzy Hale, die zwischen Dahinschmelzen und aggressivem Röhren alles draufhaben. Auch klingen einzelne Bratgitarren-Riffs („Gonna Get Mine“, „Sick Individual“) ganz amtlich und einige wenige Songs beinhalten regelrecht aggressive Ausbrüche, so das entsprechend betitelte „Mayhem“ oder mit Abstrichen „I Like It Heavy“. In diesen Momenten und vor allem der AB-18-Ansage „Apocalyptic“ klingt Lzzy Hale wie MELISSA ETHERIDGE am Durchdrehen, mithin richtig stark. Die Live-Klasse der Band lässt sich hier erahnen.

Mitunter aber verkauft sich die Frontlady heuer unter Wert, werden ihre Vocals künstlich verfremdet bzw. begnügt sie sich mit gesprochenen Passagen. Im Übrigen nehmen es HALESTORM mit dem „Into The Wild Life“ akustisch nicht allzu ernst und sind letztlich immer sorgsam darauf bedacht, niemanden wirklich zu verschrecken. Die künstliche Produktion nimmt den Songs die tatsächlich bedrohlich scharfen Kanten und hält den modernen Rock der Combo an der kurzen Haudrauf-Pop-Leine. Das Schlagzeug von Lzzys Bruder Arejay Hale klingt meist so künstlich wie nur irgendwas und insgesamt liegt der Härtegrad knapp über dem der letzten LINKIN-PARK-Sachen.

Den rockigeren Geschichten stehen eine Handvoll praktisch ohne verzerrte Gitarre auskommende Stücke gegenüber, was für sich noch nicht das Problem wäre. Leider aber plätschern die Nummern einigermaßen konturlos an mir vorbei und könnten balladesk bis poppig auch fast durchschnittliche Beiträge von PINK sein, nachzuhören zum Beispiel anhand „Bad Girl’s World“ oder „What Sober Couldn’t Say“. Und „The Reckoning“ ist eine vollkommen austauschbare, für den Mainstream-Rock der letzten Jahre typische getragen-hymnische Langweiler-Nummer. „Into The Wild Life“ ist mehr NO DOUBT als SKEW SISKIN. FSK 6 – höchstens.

Natürlich ist diese Beurteilung in gewisser Weise borniert, denn man wird ja nicht dadurch zum cooleren Typen, dass man möglichst diabolisch dissonante Mucke präferiert. Und ich beurteile ja die Neue von MADONNA zum Beispiel auch nicht danach, wie doll die Gitarren krachen oder wie authentisch handgemacht die Songs klingen. Aber einigermaßen originell dürfen sie sein. Und wie hieß diese Seite hier noch gleich?

Nebenbei: HALESTORM gibt es auch ohne „H“ in der Suppe. Wobei die nun wiederum… ach, egal.

 

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02.04.2015

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