Zugegeben, die Texte von junger Liebe und ersten, noch beinahe unschuldigen sexuellen Erfahrungen kommen über das Niveau der „American Pie“-Filme kaum hinaus. Doch berücksichtigt man das Alter der Gruppe um Frontfrau Lzzy Hale, so wirkt auch die teilweise arg platte Lyrik absolut authentisch und kommt von Herzen. Und mit dem Alter kommen vermutlich auch Erfahrung und Reife, die den Texten mehr Tiefgang verleihen.
Bis dahin darf man sich immerhin an der frischen und engagiert dargebotenen Musik erfreuen, die auf wunderbare Weise traditionelle Rockmusik (von Stadionrock über Rockballaden bis hin zu AOR-Elementen) mit modernen Alternative- und Crossover-Einflüssen mischen. HALESTORM treffen exakt den Nerv der Zeit, genau so sollte Musik im Jahr 2010 klingen. Hier wird das Moderne zelebriert, ohne die eigenen Wurzeln zu vergessen. Frontfrau Lzzy Hale klingt ein wenig nach Marta Jandova (DIE HAPPY) oder Sandra Nasic (GUANO APES). Stellenweise lassen sich auch Parallelen zu Bands wie LACUNA COIL ziehen, ohne dass dadurch die Eigenständigkeit der Formation in Frage gestellt werden muss.
Stören werden sich viele vermutlich an der glattpolierten Produktion und dem gesteigerten Pop-Appeal, der auf diesem selbstbetitelten Debütalbum noch stärker im Vordergrund steht als bei den ähnlich klingenden Schweden ALL ENDS. HALESTORM öffnen sich ganz dem Mainstream und schaffen so elf kurz und knackig arrangierte Stücke, die praktisch alle das Zeug zum Radio-Hit hätten. In der Metal-Szene wird man damit vermutlich schnell mit dem dicken Kommerz-Stempel geächtet werden, mir persönlich ist das aber ehrlich gesagt ziemlich egal. HALESTORM haben bei aller Pop-Lastigkeit jede Menge Eier und ein verdammt gutes Händchen für eingängige Songs mit starken Hooklines. Da stört mich eher, dass das Album nach weniger als 40 Minuten bereits zu Ende ist.
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