Tiefe, verhallte Toms eröffnen den Eroberungsmarsch von HALCYON WAYs „Conquer“. Markante Kriegstrommeln, die sofort die Aufmerksamkeit des Hörers auf sich ziehen und in den progressiven Power Metal der US-Amerikaner einführen. Ein grandioser Beginn. Abwechselnd zwischen klarem und gutturalem Gesang führt die Strophe in einen Ohrwurm-Refrain erster Güte. Es ist einfach schön zu hören, wenn ein Sänger nicht an den selbst gesteckten Zielen scheitert und auch die hohen Töne meistert. Einzig hätten dem Album mehr gutturale Vocals gut getan, da sich die klar gesungenen Melodien, zumindest gefühlt, oft ähneln. Besonders „Militant“ oder „King of Ruin“ zeigen, wie gut das funktionieren kann.
„Home“ bereichert das Klangspektrum um elektronische Elemente, die dem modernen Sound von HALCYON WAY ausgezeichnet zu Gesicht stehen. Wirkliche Ausfälle konnte ich keine ausmachen. Die Songs sind allesamt abwechslungsreich arrangiert und der Einfallsreichtum der Band hält den Spannungsbogen bis zum Schlussakkord gespannt.
HALCYON WAY gehen nie übermäßig virtuos zu Werke, was Solo-Eskapaden oder Geschwindigkeit angeht. Trotzdem beweisen die Musiker ihre Fähigkeiten am jeweiligen Instrument mit jedem Riff aufs Neue. Ein sehr gutes Beispiel dafür, wie es klingt, wenn eine Band zusammen „musiziert“ – und nicht ein einzelner Musiker im Rampenlicht seines Egos aufblüht und der Rest zu Beiwerk verkommt.
„Conquer“ macht von Anfang bis Ende große Freude und es gibt viel zu entdecken. Variationsreiches und vielfältiges Drumming, vereinzelte Breaks, Growls und Klargesang geben sich die Klinge in die Hand und die moderne, differenzierte Produktion lässt alles zu einem homogenen Ganzen verschmelzen. Auch wenn „Conquer“ nicht unbedingt meinen persönlichen Geschmack trifft, muss ich objektiv einfach zugestehen, dass HALCYON WAY mich oft auf ihrem Feldzug einnehmen können. Freunde von progressivem und melodischem Power Metal können hier bedenkenlos zugreifen.
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