Hail Spirit Noir - Pneuma
Jan Wischkowski
So langsam sollte ich mal nachrechnen, wie viel Zeit ich mit „Pneuma“ bereits verbracht habe. Denn so oft, wie in den letzten Wochen bei mir HAIL SPIRIT NOIR im Player rotierte, erscheint es, als müsste das Album eines meiner liebsten im Jahr 2012 sein. Dem ist nicht so! Aber, „Pneuma“ zu begreifen oder überhaupt hineinzufinden, gestaltet sich als eine arbeitsreiche Angelegenheit, die viel Konzentration erfordert.
Dabei sind die Griechen nicht mal allzu vertrackt, nur sehr abwechslungsreich. Black Metal findet sich da, 70er-Jahre-Rock auch und psychedelische Einflüsse, aber ganz anders verarbeitet, als es z.B. NACHTMYSTIUM machen. HAIL SPIRIT NOIR sind beinahe zärtlich, verliebt in die Details und in eine gewisse Horrorfilm-Ästhetik. Das setzen sie mit den verwendeten Synthies auch gelungen um, gleiches gilt für die variationsreichen Vocals. Das reicht von heiserem Krächzen bis hin zu klaren Vocals in verschiedensten Tonlagen und verleiht der Platte einiges an Spannung. Vor allem aber sind HAIL SPIRIT NOIR bei aller Progressivität nicht zu kopflastig, sondern haben ziemlich eingängige Songs parat. „Let Your Devil Come Inside“ und „Haire Pneuma Skoteino“ sind die besten Beispiele für Songs mit Ohrwurmcharakter. Allerdings haben die Griechen ein großes Problem: Und das ist neben allen Ecken und Kanten, die ihre Musik bietet, die glattgebügelte, sehr dünne Produktion. Das ist schade, denn vor allem das Schlagzeug lässt jeglichen Dampf vermissen, und so leidet auch das restliche Material darunter, dass es etwas an Druck vermissen lässt.
Das mag oberflächlich sein, aber wenn ich an jeder Stelle merke, dass da noch deutlich mehr drin stecken könnte, dann ist das einfach ärgerlich. Nichtsdestotrotz bleibt das Duo höchst faszinierend. Nein, ganz sicher nichts für Black-Metal-Fetischisten, eher was für solche, die schon den norwegischen Black-Jazzern SHINING etwas abgewinnen konnte. Das Experiment steht an erster Stelle, und originell sind HAIL SPIRIT NOIR mit Leib und Seele, gute Musiker obendrein, nur steckt in „Pneuma“ mehr, als es jetzt hergibt. Das ist schade. Aber nein, Zeit habe ich nicht verschwendet, auch wenn es eine Menge Alben gibt, die mich eher begeistern.
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