HAEREDIUM aus Frankreich haben im Jahr 2010 den Mopp aus der vertaubten Genrekammer geholt. Sie haben sich angesehen was Folk im 21. Jahrhundert eigentlich noch ausmacht und auf Basis ihrer Erkenntnis gnadenlos entstaubt und ausgemistet.
Das Resultat ist erfrischend: Freibeuter und verranzte Pub Ästhetik haben die Fünf beflissentlich links liegen lassen und schaffen mit „Ascension“ einen entspannten Frisch-Folk-Rock-Happen. Der begleitet einen durch den Alltag, ohne dass es sich falsch anfühlt, diesen über moderne Bluetooth-Kopfhörer zu konsumieren.
Verstaubter, klebriger Pub-Folk-Rock?
HAEREDIUM wischen einmal feucht durch
Konsequenterweise verzichten HAEREDIUM auf die üblichen Verdächtigen wie Flöten, Mandolinen, Banjos, Bouzoukis oder ausufernde Fiedelei. Stattdessen reichern sie ihren Rock gekonnt mit Klavierkunst aus Klassik, Jazzigen Anleihen und einer Prise Blue Grass an. Von diesen Highlights, mit denen „Ascension“ während der fast einstündigen Spielzeit immer wieder überrascht, dürfen es in Zukunft gerne sogar mehr sein.
Zwei Flusen finden sich dann aber doch in der HAEREDIUM-Stube. Durch die Produktion wurde etwas zu gewissenhaft gewienert, wodurch ein wichtiger Aspekt der Folk ausmacht – das Handgemachte, die eigentümliche Seele – ein klein wenig verloren gegangen ist.
An manchen Stellen fehlt die Energie
Der größte Kritikpunkt ist jedoch die Art und Weise wie die beim Folk doch ach so wichtigen Texte vorgetragen werden. Man möchte zum Mitsingen animiert werden, Geschichten erzählt bekommen und mitfühlen. Doch Sänger Sebastien lässt hier an Emotion und Energie vermissen.
Das Potenzial ist da, schließlich bringt dieser eine durchaus genretypische, raue Stimme mit, über die trotz jungen Jahren schon einige Whiskys geronnen sein müssen. Die instrumentale Fraktion spielt im Gegensatz zur Stimmkunst um Längen energiegeladener und mitreißender.
„Ascension“ ist Alltags-Soundtrack für Hier und Heute
„Ascension“ ist ein vertontes Folk-Rock-Update, welches das Genre ins Hier und Heute katapultiert. Dennoch bleiben HAEREDIUM dem Servieren leichter Kost treu und überfrachten trotz dezenter Jazz- und Klassik-Einflüsse das einfache, eben volksnahe Genre nicht. Für die Nachfolge-Werke sollte dem Gesang jedoch noch ordentlich Pfeffer gegeben werden. Dann liegen sich ganz sicher noch weitaus mehr Fans auf Konzerten mitsingend in den Armen.
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