Hämatom - Die Liebe ist tot

Review

Nachdem HÄMATOM im Frühling einen Ausflug in die deutsche Hauptstadt beziehungsweise ihre 20er-Jahre samt der passenden, musikalischen Untermalung wagten, steht mit „Die Liebe ist tot“ das nächste, klassische Rockalbum an. Je nachdem, ob man das Jubiläumsalbum „Maskenball“ von 2019 oder die „Bestie der Freiheit“ als bislang letztes Studio-Rockalbum rechnet, hat es zwei oder drei Jahre bis zum Follow-Up gedauert. Untätig waren die vier Himmelsrichtungen in der Zeit weiß Gott nicht.

HÄMATOM kehren zurück zum eigenen Sound

Auch wenn der ureigene Sound der Band im Laufe der Jahre etwas Eigenständigkeit an den Deutschrock verloren hat, sind HÄMATOM aufgrund des prägnanten Gesangsorgans von Frontmann Nord zu jeder Zeit wieder zu erkennen. Auf „Die Liebe ist tot“ versammeln sie zehn Stücke, die sich konzeptuell mehr oder weniger mit dem Thema der verblichenen Liebe auseinandersetzen. Zudem gibt es die übliche Portion Gesellschaftskritik und die bekannte Anti-Haltung gegenüber Unrecht und Gesellschaft. Der Mix stammt von Vincent Sorg und hätte etwas mehr Raum vertragen können, er klingt sehr laut.

Stücke wie die erste Single, „Ihr wisst gar nichts über mich“, sind textlich nah an der Klischeegrenze, trumpfen aber mit einem unbestreitbar einnehmenden Refrain auf, welcher künftig live sicherlich zünden wird. „Liebe auf den ersten Fick“ wiederrum ist schon hart grenzwertig, die Melodie ist ein wenig zu schlagerartig. Möglicherweise ist das gewollt, doch dafür ist der Refrain nicht zynisch genug.

„Ich hasse euch alle“ schlägt in eine ähnlich direkte Kerbe und ist einer der härtesten Songs, die HÄMATOM seit langem von der Kette gelassen hat. Hier passen Musik und Message deutlich besser zusammen als noch bei den beiden Vorgängern. „Ficken unsren Kopf“ wird denjenigen gefallen, die das „Bleib in der Schule“-Cover (im Original von TRAILERPARK) schon mochten. Als Gäste wurden die 257ers eingeladen. Bei „Zahltag“ versucht sich die Band selbst an Hip-Hop-Klängen.

„Die Liebe ist tot“ – kurz und knackig

Zehn Songs, 35 Minuten und schon ist das Album vorbei. Es passt ein bisschen zur angepissten Attitüde vieler der Songs, dass die Scheibe so verhältnismäßig kurz ist. Zurück bleibt ein gemischtes Potpourri aus Altbekanntem wie „Dagegen“, „So wie wir“ oder „Ich will erst schlafen wenn ich tot bin“ und den angesprochenen Soundexperimenten. Das ist solide, bleibt aber leicht hinter den sehr guten Vorgängern zurück.

27.11.2021

Redakteur für alle Genres, außer Grindcore, und zuständig für das Premieren-Ressort.

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