Hacride - Back To Where You've Never Been

Review

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HACRIDE waren von jeher Meister darin, den geneigten Hörer in eine ganz eigene Klanglandschaft zu ziehen, aus der es kein Entkommen gibt. Viel zu oft verlor man sich in den letzten Alben in einem eigenartigen Zustand zwischen Traum und Realität, was eigentlich schon genug über die Qualität der Franzosen aussagt. Besonders “Lazarus“ überraschte mit einer extremen Langzeitwirkung und nun, vier Jahre später, steht der neuste Geniestreich “Back To Where You’ve Never Been“ bereit, um ähnliches Suchtpotential zu entfalten.

Anfangs war ich doch etwas skeptisch, was uns denn Neues von den Franzosen erwartet, wechselten sie in der jüngeren Vergangenheit sowohl den Kesselmeister als auch den Frontmann aus. Allerdings wird bereits nach den ersten Minuten klar, dass HACRIDE nach wie vor sie selbst sind, nur eben ein klein wenig anders. An der oben genannten Qualität hat sich natürlich glücklicherweise nichts geändert, denn geboten wird nach wie vor anspruchsvoller und extrem mitreißender progressiver Metal, welcher irgendwo zwischen Thrash, Doom und Industrial hin und her pendelt. Allerdings wirkt “Back To Where You’ve Never Been“ insgesamt etwas düsterer und langsamer, als es zu seiner Zeit “Amoeba“ war. Und auch wenn es “Lazarus“ bereits vorgemacht hat, so ist der neuste Geniestreich eine massive Steigerung. Der Opener “Introversion“ setzt genau da an, wo “My Enemy“ 2009 den Vorgänger beendet hat und dies zieht sich durch die sieben weiteren Kompositionen unweigerlich fort. Seien es die majestätischen und epischen Momente wie in “Synesthesia“, “To Numb The Pain“ oder dem alles überragendem “Edification Of The Fall“, oder die härteren Phasen wie beispielsweise in “Overcome“, HACRIDE wissen ganz genau was sie tun und erschaffen dadurch die perfekte Musik, um sich einfach fallen zu lassen.

Im Grunde könnte man HACRIDE nur einen einzigen Vorwurf machen, denn “Back To Where You’ve Never Been“ ist vielleicht, angesichts der dargebotenen Klasse, mit seinen knapp 42 Minuten ein wenig zu kurz ausgefallen. Dies ist beileibe keine Kritik, nur verfliegt diese dreiviertel Stunde einfach viel zu schnell. Am liebsten will man sich immer wieder in diese wunderbare Welt zurückziehen, um sich nicht wieder mit der Realität befassen zu müssen.

Auch wenn ein Sängerwechsel meistens schwerwiegende Folgen hat, beweisen uns HACRIDE, dass dies bei ihnen keinerlei negative Auswirkungen hat. Ganz im Gegenteil: Die Franzosen bieten uns ein wahres Glanzstück progressiven Metals, an dem man erstmal vorbeikommen muss! Dieses Album macht einfach süchtig. Und jetzt entschuldigt mich: Ich muss wieder zurück in meinen Traum.

Aber auch Kollege Anton Kostudis hält viel von „Back To Where You’ve Never Been“, wie dieser kleine Mitschnitt eines Chats beweißt. Dabei erörtern beide Redakteure ihre Ansichten zu den einzelnen Songs.

Florian: Ich finde „Introversion“ einen wahnsinnig interessanten Start in das Album, da es perfekt zum Träumen einlädt und den Hörer langsam auf die Musik vorbereitet. Stimmungsvoller kann man ja fast ein Album gar nicht beginnen, wobei sofort die verstärkt düstere Ausrichtung klarer wird, als es noch auf den Vorgängern gegeben war.

Anton:
Jo, da würde ich mitgehen. Wobei die Jungs ja irgendwie schon immer geile Opener am Start hatten. Aber was heißt träumen – ich finde eher, dass es am Anfang wirklich erst einmal knistert. Da wird eine schöne Spannung aufgebaut. Herausragend finde ich in der Folge den Groove. Herr Marcadet hat ja bei KLONE schon oft bewiesen, dass er ein richtig Guter ist. Aber du hast recht – ein interessanter Auftakt.

Florian: Weiter zu „Strive Ever To More“. Dieser Song hat sich mir anfangs etwas quer gestellt, weil er im Vergleich zum restlichen Material doch etwas sperriger ist…

Anton: Jo, ist schon arg verschachtelt. Aber im Vergleich zu den Vorgänger-Werken trotzdem irgendwie homogener. Anders gesagt: Es wirkt weniger kompliziert, als es tatsächlich ist. Liegt zum einen am dennoch durchgängigen Groove, und zweitens daran, dass die Riffs besser miteinander verstrickt sind als noch zuvor, meine ich.

Florian: Ja, auf alle Fälle. Man könnte es auch „amerikanischer“ nennen.

Anton:
Haha, stimmt. Ob die Jungs das gerne hören, frag ich mich… Das folgende „Synesthesia“ ist jedenfalls mal richtig fett…obwohl ohne Vocals. Aber das hat irgendwie einen sehr krassen Sog. Düster und schroff.

Florian: „Synesthesia“ ist wirklich ein musikalischer Strudel, der dich unaufhaltsam mit hinunter zieht. Ich muss auch gestehen, dass es einer meiner Lieblingssongs auf „Back To Where You’ve Never Been“ ist.

Anton: Nun – wenn es jetzt um die persönlichen Lieblinge gehen soll – das wäre bei mir definitiv „Overcome“. Der ist von vorne bis hinten einfach nur rotzstark. Am Anfang sehr intensiv, dann im Mittelpart ein bisschen TOOL-lastig… Und der Schlusspart greift dann nochmal das Hauptriff vom Anfang auf. Würde das Teil fast zum stärksten Song der Platte küren…

Florian: Ja, “Overcome“ ist auch ein interessanter Song, der gerade durch die hervorragenden Vocals von Luiss lebt.

Anton: Stimmt. Beim ganzen Abfeiern des Schlagzeugs verliere ich das gerne mal aus den Augen.

Florian: Aber Du hast recht, die Arbeit an den Drums sucht wirklich seinesgleichen. Ich hatte allerdings nach dem Weggang von Samuel und Mike große Bedenken, wie HACRIDE klingen würden. Aber diese wurden zum Glück ganz schnell relativiert.

Anton: Auf jeden. Da hat die Band einen guten Fang gemacht. Ich frage mich nur, wie der Typ das schaffen will…so mit KLONE, HACRIDE, STEP IN FLUID…und der macht auch gerne mal selbst bisschen Mugge. Naja…vielleicht hat er ’ne gute Sekretärin?

Florian: Hahaha, aber auch bei “Edification Of The Fall“ geht es wieder rund! Auch wenn die Samples ein wenig an MARILYN MANSON erinnern. Dieser Song wird ganz sicher live richtig abgefeiert! Gerade die sich langsam aufbauende Atmosphäre fesselt mich immer wieder aufs Neue. Und dem steht auch das zweite Instrumental „To Numb The Pain“ in Nichts nach. Das ist HACRIDE pur!

Anton: Auf jeden…! Die Keys haben mich allerdings dort beim allerersten Durchlauf ein wenig gestört. Aber mittlerweile find ich’s auch gut.

Florian: Echt? Gerade dieses spacige Flair hat mir sofort gefallen. Mit den verzweifelten Schreien am Schluss bilden sie halt das ideale Intro für den nächsten Song.

Anton: Nicht die Melodie, sondern einfach der Sound. Klang mir auf den ersten Eindruck ein bisschen zu sehr nach Schrabbel-Keyboards. Entfaltet aber, wie gesagt, nach ein paar Mal durchaus ein interessantes Flair. Dennoch: MÜSSTE ich einen schwächsten Song identifizieren – DIESER wäre es. Aber hier von „schwach“ zu sprechen, wäre natürlich total vermessen. „Ghosts Of The Modern World“ danach hat einige richtig gute Gesangs-Parts. Das klingt im Mittelpart ein wenig nach THE OCEAN. Für mich zumindest. Starker Song, und für mich neben „Overcome“ das absolute Highlight der Platte.

Florian: Stimmt, man erkennt leichte Tendenzen zu der Berliner / Schweizer Combo. Allerdings agieren HACRIDE doch noch immer etwas brutaler als es THE OCEAN in letzter Zeit machen. Aber ich muss dir da recht geben. Ich sehe ihn auch als einen der stärksten Songs auf „Back To Where You’ve Never Been“. Er verbindet Aggression und Melodie nahezu perfekt miteinander, ohne auch nur einmal kitschig zu wirken.

Anton:
Jo, der Schlusstrack “Requiem For A Lullaby“ fängt dann wieder in typischer HACRIDE-Manier an, mit diesen dezent-düsteren, schweren Melodiebögen. Den Gesang finde ich sehr einprägsam, schöne Melodie-Linie. Ist insgesamt nicht ganz so intensiv wie die Songs davor. Genau deswegen aber ein gelungener Abschluss der Platte.

Florian: Das Stück klingt wirklich ein bisschen wie ein Schlaflied! Braucht ein wenig Zeit, bis es sich entfaltet, aber bringt das Album ideal zu Ende.

Anton: Gegen Ende ist da dieser Part, wo so eine Art Solo-Gitarre hinzukommt. Richtig gut. Und dann gibt’s zum Abschluss nochmal aufs Mett. Hehe…starker Abschluss einer starken Scheibe…wirklich.

Florian: Ja, dem kann ich mich nur anschließen: HACRIDE ist es wirklich gelungen, „Lazarus“ zu toppen – und das will was heißen. Daumen hoch!!!

Anton: Auf jeden! Insgesamt wirklich nochmal ein Schritt nach vorn. Oder besser: nochmal eine Schippe drauf, im Vergleich zum Vorgänger. Sehr in sich geschlossen. Und das trotz diverser äußerst progressiver Parts. Stark!

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18.04.2013

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1 Kommentar zu Hacride - Back To Where You've Never Been

  1. Milch sagt:

    Uiiiii da freu ich mich drauf!