Hackneyed - Carnival Cadavre

Review

Galerie mit 15 Bildern: Hackneyed - Rockharz Open Air 2016

Langsam aber sicher scheint der Hype um die Death Metal-Formation HACKNEYED abzuebben (oder sogar schon abgeebbt zu sein?). So jung sind die Fünf inzwischen nicht mehr, dass es noch so bemerkenswert wäre wie bei der Bandgründung oder dem Vertragsschluss mit Nuclear Blast (und doch wird noch immer krampfhaft damit geworben, wie jung die Musiker doch damals waren – sollte es inzwischen nicht andere Verakufsargumente geben?). Eben dieser prestigevolle Vertrag wurde außerdem nach dem letzten Werk “Burn After Reaping” nicht erneuert, stattdessen erscheint das dritte Album der Baden-Württemberger bei Lifeforce Records.

Und ich muss gestehen, dass mich diese Entwicklung nicht besonders überrascht. HACKNEYED waren für mich immer eine gute, technisch anspruchsvolle Band, die jedoch auch nicht mehr als eine ganze Menge anderer Kapellen dieses Genres zu bieten und den rasanten Erfolg größtenteils ihrem Altersbonus zu verdanken hatte. Diesen haben sie jetzt nicht mehr, übrig bleibt allein die Musik, um zu überzeugen.

Das tut sie. Wenn auch – und das betone ich noch einmal – nicht viel mehr als die einiger anderer guter Bands, die sich dem Todesblei verschrieben haben. Allerdings auch nicht weniger. Geboten wird nachwievor straighter, brachialer Death Metal US-amerikanischer Gangart auf technisch hohem Niveau; die elf Titel des Albums sind durchdacht, gekonnt arrangiert, jeder Ton sitzt an der richtigen Stelle. Variabilität haben sich HACKNEYED zwar nicht besonders groß auf die Fahnen geschrieben, doch zumindest in ihrem recht eng gesteckten Rahmen loten die Schwaben sämtliche Möglichkeiten aus: Es wird in höheren Tempo-Gefilden eindrucksvoll geprügelt, im Midtempo brutal gestampft, nach bester Manier gegrunzt und gegurgelt, gelegentlich geschrien und diese Melange durch frickelige Soli, melodische Leads und eingestreute Samples aufgelockert. Nicht jeder Song zündet, doch beispielsweise “Infinite Family” mit seiner düsteren Atmosphäre, der Ohrwurm “Damn (You’re Dead Again)” oder das eingängige “Magic Malignancy” hinterlassen auf jeden Fall Eindruck.

Insgesamt kann man HACKNEYED also attestieren, dass sie ihren in der Szene erspielten Status wohl künftig auch ohne den bisherigen Altersbonus verteidigen und möglicherweise auch ausbauen können. Doch den Fünfen muss klar sein, dass sie nun keinen Welpenschutz mehr genießen.

31.07.2011

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