Die Schweden H.E.A.T (nur echt mit den drei Punkten) sind erklärte Lieblinge von Kollege Marek, und das zu Recht: Ihr Hard Rock/Melodic Metal liefert Breitwandrefrains, ist eingängig und für die großen Bühnen ausgelegt. Keine Ahnung also, warum er sich den nun vorliegenden AAA-Pass zum vollständigen Bühnenerlebnis entgehen lässt: H.E.A.T haben nämlich ihre Show beim letztjährigen Sweden Rock Festival mitgeschnitten, und „Live At Sweden Rock Festival“ bietet eine audiovisuelle Vollbedienung – und das nicht nur auf dem Papier.
H.E.A.T zeigen Melodic Metal in all seiner Vielseitigkeit
Eingeleitet vom treibenden Uptempo-Stück „Bastard Of Society“ über „Late Night Lady“, bei dem das Publikum den treffsicheren Einsatz von Ohohoho-Chören beweist – bis hin zu „Heartbreaker“ und „Shit City“ – H.E.A.T zeigen, dass Melodic Metal bei aller Eingängigkeit ziemlich vielseitig sein kann und sich nicht auf eine Formel reduzieren lässt. Dafür steht selbstredend auch das von Marek als BRITNEY SPEARS-Leihe enttarnte „Mannequin Show“, das bereits bei der einleitenden Melodie von der Menge gefeiert wird. „Live At Sweden Rock Festival“ enthält dabei einen Querschnitt aus allen fünf Studioalben, aber da der vorliegende Auftritt Teil der zur letzten Scheibe gehörenden Tour war, liegt ein Schwerpunkt auf „Into The Great Unknown“ von 2017.
Die Songs sind souverän gespielt und der Sound fett – vielleicht etwas zu basslastig und zu stark ausgesteuert, aber das ist halt 2019, und insgesamt kommt jedes Instrument recht gut durch. Nicht zuletzt durch die Anfeuerungen von Sänger Erik Grönwall (und die aus dem Publikum kommenden Reaktionen) ist das Album aber sogar mitreißend, bis man auch im heimischen Wohnzimmer die Fäuste recken möchte und einen unwiderstehlichen Kopfnickreflex entwickelt.
„Live At Sweden Rock Festival“ bietet eine audiovisuelle Vollbedienung
Nun lief beim Sweden Rock Festival 2018 nicht nur die große Bandmaschine mit, sondern auch ein paar Kameras, und so bietet das Album auf der DVD/Blu-Ray das komplette Konzert noch einmal in Bild und Ton. Nicht notwendigerweise in gestochen scharfer Ultra-Superduper-4K-Qualität, aber mit einer angenehmen Schnittfolge und vielen verschiedenen Kameraperspektiven. Und siehe da: H.E.A.T liefern nicht nur großartige Songs ab, sondern auch eine fulminante Show. Mit Pyros. Mit Mitklatsch- und Mitsingeinlagen. Und Sänger Erik Grönwall hält es nicht lange auf der Bühne, sondern zieht es vielmehr zum und ins Publikum, was dieses mit einer Mischung aus verlegenem Grinsen (die Damen in der ersten Reihe) und einer Mischung aus Abrocken light und Mitsingen quittiert. Merke: Sölvesborg bietet kein durchgedrehtes südamerikanisches Publikum, aber Spaß haben sie doch alle.
Und das ist dann auch das Fazit zu „Live At Sweden Rock Festival“: Wer die Band bislang nur vom Hörensagen kannte, kann sich die Scheibe als Best-Of oder gelungene Werkschau zulegen. Sie macht Spaß. Sie ist nicht übertrieben fancy und aufpoliert, sondern liefert in gelungener Weise das, was sie verspricht. Und das ist eine ganze Menge.
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