H.E.A.T - "Into The Great Unknown"

Review

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H.E.A.T sind zurück mit „Into The Great Unknown“. Die schwedischen H.E.A.T mit den Punkten. Frage: Können sie Selbiges mit ihrem neuen Album? Und haben sie eine solche Einleitung verdient? Sollte man dieserart Kalauer vor der Brust nicht mal lieber einen Punkt machen?
Eigentlich schon. Denn H.E.A.T sind weiterhin ernstzunehmen und ihr neues Werk gehaltvoller als der erste Eindruck vermitteln mag. Nach dem ersten Hördurchgang nämlich mutet „Into The Great Unknown“ nicht eben wie ein mutiger Schritt in neue Sphären an. Die aktuelle Kollektion der seit jeher ziemlich hochglänzenden Skandinavier setzt vielmehr konsequent auf die bekannten Karten.

„Into The Great Unknown“ braucht etwas

Allerdings scheinen die Herren um Sänger Erik Grönwall die riffende Erdung ihres hochmelodischen Sounds etwas aus den Augen verloren zu haben. Auch fehlt es einigen der aktuellen Stücke mindestens im Vergleich zum direkten Vorgänger „Tearing Down The Walls“ (vermeintlich) an Drive. Die polierenden Keyboardklänge stehen noch etwas mehr im Vordergrund und die wie gehabt riesengroßen Chöre zwingen die Arme nicht mehr in jedem Fall direkt in Richtung Himmel. Okay, „Best Of The Broken“ lässt aufhorchen, aber nur, weil es in den ersten Tönen relativ schamlos den Sandman zitiert.
Das getragen-hymnische „Eye Of The Storm“ bleibt gleich im Kopf und geht flott über die Lippen. Und auch das recht kernige „Blind Leads The Blind“ nimmt den kurzen Weg in den Nacken und die Faust. Aber sonst? So unangenehm es ist: Die unlängst als absolut folgerichtig erscheinende Entscheidung, den DEF-LEPPARD-Backpatch in der linken unteren Ecke mit dem kleinen von H.E.A.T zu überdecken, wird etwas verlegen infrage gestellt.

Doch H.E.A.T kriegen noch die Kurve

So hilft dann doch nur der Schritt ins Unbekannte: der Versuch, sich ein Album von H.E.A.T zu erarbeiten. Das war zuvor kaum notwendig, ging deren süße Mischung aus diversen belebenden Rock-Röstungen mit ordentlich AOR-Zucker doch bisher stets direkt in die Blutbahn.
Und tatsächlich, nach einiger Zeit gibt „Into The Great Unknown“ weitere Kleinode frei: Dem Opener „Bastard Of Society“ werden seine Ohohoho-Shouts nach Gewöhnung gar nicht mehr so sehr als pure Angeberei ausgelegt. Das folgende „Redefined“ entpuppt sich als souverän komponierte Pop-Rock-Halbballade. (Wobei: „Pop-Rock-Halbballade“ … einmal ganz tief durchatmen vor dem Blick in den Spiegel …) Und sogar das ultra-poppige „Do You Want It?“ mit seiner gepfiffen-geklimperten Kinderliedmelodie und dem mutig höhergelegten Gesang im Refrain kann der Fan irgendwann bejahen.

Aber doch nicht so elegant wie zuvor

„We Rule“ allerdings klingt auch nach dem achten Versuch noch wie der schwachbrüstige Versuch, eine Endachtziger/Frühneunziger-SAVATAGE-Hymne mit den Mitteln europäischen Hair-Metals nachzustellen. „Shit City“ wirkt in seiner aggressiven Aussage immer noch etwas aufgesetzt. „Time On Our Side“ bleibt mit glatten Tasten-Klängen, poliert mit triefender Gesangslinie im Kehrreim eine zu rutschige Angelegenheit. Und auch der gleichwohl solide abschließende Titelsong kann mit den Schlusshymnen vorheriger Alben mangels Ohrwurmqualitäten nicht ganz mithalten.

Fazit also: „Into The Great Unknown“ bietet zwar nicht Neues, geht trotzdem durch. Aber auch durch die Decke? So wie erhofft, eigentlich wie erwartet?

28.09.2017

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