Gypsy Dicks - Nothing To Lose

Review

Jede gute Rockband versucht heutzutage mit dem einen oder anderen Detail aus der Masse hervorzustechen, doch keine kann ein Duell mit den GYPSY DICKS gewinnen. Und damit spiele ich nicht auf den unfassbar gelungenen Bandnamen an, sondern auf die Tatsache, dass deren Sänger tatsächlich Australier ist. Und um die Illusion perfekt zu machen: Die Truppe klingt auch exakt wie eine AC/DC Coverband. In dieser Form haben die Hamburger eine EP mit dem Namen „Nothing To Lose“ eingezimmert und hauen hinterher, dass es mit dem ersten Full Length Album auch nicht mehr weit sein wird.

Mir persönlich machen sie es dabei angenehm einfach, weil ich Reviews wie das zu „Nothing To Lose“ schon gefühlte hundertmal geschrieben habe. Die Band ist technisch versiert, das Material im Prinzip ganz nett anhörbar, und das Songwriting ziemlich dreist geklaut. Vor allem wenn erwähnter Sänger Boarney Yard in den Songs zwei bis vier seine Dave-Evans-Imitation rauslässt, kann man den Plagiatsvorwurf durch kein Argument mehr entkräften. Per se ist das natürlich nicht schlimm, weil im Rockbereich eh von großen Meistern geklaut wird und die Songs zwar primitiv, aber durchaus anhörbar sind. Aber wenn hier wirklich ein Versuch gestartet wird, eine wichtige Rolle in der deutschen Szene zu spielen, sollte sich das Quartett für kommende Veröffentlichungen etwas eigenes überlegen.
Insofern fällt auch der Opener und Titeltrack auf, da der Gesang etwas rauer und deutlich charismatischer ist. Der Spannungsbogen funktioniert zwar nicht ganz, aber dieser sämige Midtempostil gefällt deutlich besser als die plumpen Uptempostampfer „We Are Free“ und „Christmas Forever“. Das ist auch ne Nummer, die live noch einige Zeit als Einheizer taugen könnte.

Womit ich auch die zwei Ratschäge gebe, mit denen ich grundsätzlich in dieser Art Review um mich schmeiße. An die Band: Unbedingt eigenen Stil entwickeln, technisch ist alles okay. Und an die Hörergemeinde: Lieber live sehen als kaufen. Hamburg ist in meinen Augen eh viel schöner als Australien.

25.02.2010
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