Gwar - Battle Maximus

Review

GWAR beglücken uns mit dem gefühlt hundertsten Album, ganz bescheiden wurde Schlag Nummer 13 mit „Battle Maximus“ betitelt. Die Monster begleiten mich schon seit Jahrzehnten und treten seit Jahren immer mal wieder musikalisch in mein Leben. Gemeinsam mit den TOY DOLLS lieferten die Amerikaner den Soundtrack meiner jugendlichen „Skateboard-Karriere“. Diese verbrachte ich zwar weniger auf dem Brett als daneben, davor oder dahinter, aber zumindest mit einem amtlichen Mix aus Thrash, Hardcore, Punk und Heavy Metal! GWAR haben musikalisch über die Jahre eigentlich nichts Wesentliches verändert und das ist auch gut so. Bei GWAR macht die Maskierung tatsächlich Sinn, den kaum eine Band hatte in den letzten Jahrzehnten mehr Bewegung im Line-Up als GWAR, natürlich auch ungewollte wie der Tod von Cory Smoot im November 2011 und die Slaves mal nicht mitgerechnet…

„Battle Maximus“ hangelt sich an einem Konzept entlang. Der fiese Mr. Perfect aus der Zukunft greift die Menschheit an und im Verlauf der Platte wird der sich immer wieder daran orientiert und musikalisch vertont, wie GWAR uns (natürlich!) vor dem garstigen Superheld schützen. Wer bei all dem Quatsch noch immer überhört, dass Oderus Urungus eine Hammerstimme hat und die Monsterbacken wissen, wie man geile Mucke spielt und gewaltige Riffs fabriziert, der wird es auch jetzt nicht mehr verstehen. „Madness at the Core of Time“ ist nur eines der zahlreichen Stücke, die ohne Punkt und Komma durch die Decke gehen und vor Energie nur so strotzen. So manche junge Band darf bei GWAR gerne mal nachhorchen wie man spaßigen unverkopften Metal spielt, der Ärsche tritt und trotzdem die gewisse Ironie nicht vermissen lässt. Auf „Battle Maximus“ wird mehrfach derart derb der Thrashhammer geschwungen, dass jeder intakte Nackenpropeller sofort Fahrt aufnimmt und Alltagsstaub wegwirbelt. Noch dazu werfen die Bestien mit eingängigen Hooks um sich, vor denen man sich als Hörer partout nicht ducken kann. Und wenn selbst der Letzte merkt, dass hier Humor und Wahnsinn regieren, dann haut uns die garstige Legende ein „ernsthaftes“, hochklassiges Riffs auf die Ohren und die Mundwinkel nach unten. Manches erschließt sich sofort und einige Lieder (hauptsächlich die schnelleren und derberen) brauchen zwei bis drei Durchläufe um richtig zu zünden. Wenn in Stücken wie „I, Bonesnapper“ oder „Nothing Left Alive“ der Thrash-O-Mat ganz nach oben ausschlägt und die Drums fast seitlich am Hörer vorbeipreschen, dann bleibt lediglich schnell ein Blick ins Booklet, um so rasch wie möglich die Gangshouts mitbrüllen zu können. Battle Maximus“ hat keinen Ausfall zu verzeichnen und zeigt Bestleistungen in den Sparten Detail, Dynamik und Songwriting. Bitte mindestens noch 30 Jahre so weitermachen, Bier auf und ab dafür!

Es gibt wenige Bands, die Humor gekonnt mit Können verbinden. Mit „Battle Maximus“ haben GWAR bewiesen, dass sie auf jeden Fall in dieser Sparte auf’s Siegertreppchen gehören und eben nicht nur durch blutige, irre Liveshows glänzen können. Fans von GWAR können bedenkenlos zugreifen, aber auch Fans von neuen Truppen wie MUNICIPAL WASTE dürfen gerne mal einen Schritt zurück zu den Wurzeln gehen und Symphathisanten von GREEN JELLO oder GHOUL werden GWAR sowieso auf dem Zettel haben. Und wer sich über Paris Hilton lustig macht, der kann eigentlich nur gut sein, oder?

03.11.2013
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