Zwei Thesen am Beginn der Review zu GUTTER INSTINCT: 1. Plagiate sind weniger schlimm, wenn der kopierte Musikstil nicht gerade super angesagt ist und daher auch kein volles Konto erwarten lässt (bei Death Metal besteht diese „Gefahr“ dann doch eher weniger). 2. Nostalgie ist bei Weitem nicht immer gut und manchmal sogar richtig fehl am Platz. Aber seien wir doch mal ehrlich: Wenn es um unsere Lieblingsmusik geht, drücken wir doch gerne mal ein Auge zu und pfeifen auf den Fortschritt, oder?
GUTTER INSTINCT spielen Schwedentod in der Tradition von GRAVE, ENTOMBED und DISMEMBER.
Ansonsten wäre nämlich das Debüt der Schweden GUTTER INSTINCT ziemlich grenzwertig, das muss man ganz klar festhalten. Denn „Age Of The Fanatics“ steckt wirklich dermaßen knietief in der Vergangenheit, dass man schon mindestens zweimal genau auf das Veröffentlichungsjahr schauen muss. Eigentlich spielt die Band ja eine Art Volksmusik. Denn man bedient sich recht ungeniert beim Erbe der großen Drei ihres Landes, die diese Art von Death Metal entweder bis heute genauso zelebrieren (GRAVE) oder nicht mehr so richtig auf die Kette bekommen (ENTOMBED) oder aber bereits das Zeitliche gesegnet haben (DISMEMBER).
Los gehts mit einem prasselnden Feuer, dann rollt auch schon die Glutwalze in Form von „Leper Beholder“ erbarmungslos durch die südschwedischen Wälder. Das ist wunderbar urtypischer Schweden-Death inklusive ENTOMBED-typischem Hall auf der Stimme. Ob nun knackig kurzes Geprügel („No Place For The Cross“) oder eher grooviges Midtempo („Bridge Of Broken Bones“), GUTTER INSTINCT fahren wirklich das komplette Arsenal der schwedischen Dreifaltigkeit auf. Die Jungs wissen definitiv, wie man richtig gute Songs schreibt, kein Zweifel. Mal greift man auf herrliche Harmonien zurück wie in „Bloodstorms“, es darf aber auch gerne mal relativ simpel einfach nur voll auf die Zwölf geben. Beispiel gefällig? Checkt einfach „An Ending In Fire“ an. Da zucken sowohl Füße als auch Genick automatisch mit, man kann gar nicht anders. Zugegeben, die offensichtlichen Vorbilder haben sicher den einen oder anderen Hit mehr verbrochen und schaffen es auch oft etwas schneller, auf den berühmten Punkt zu kommen. Aber das sind gerade bei einem Debüt wirklich nur marginale Kritikpünktchen. Denn wenn diese Jungspunde so weitermachen, mein lieber Mann … letztlich geht das Feuer dann leider doch zur Neige, zurück bleibt nur die Asche.
Unnötiges Plagiat oder gekonnte Hommage?
Wie bereits anfangs schon angedeutet, kann man trefflich darüber streiten, ob es die gefühlt 666. Old-School-Elchtod-Combo nun auch noch braucht. Aber solange das Ganze so liebevoll und gut gemacht ist wie auf „Age Of The Fanatics“, gibt es nur eine klare Antwort: Ja, Bands wie GUTTER INSTINCT bereichern die Szene auf alle Fälle! Einen Innovationspreis wird es für diese Scheibe ganz sicher nicht geben, bei einem für Nostalgie wären die Jungs allerdings ganz vorne mit dabei.
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