Guts'n'Glory - Here To Stay

Review

Donnerwetter! Selten klingen ein Bandname (GUTS’N’GLORY) und ein Albumtitel („Here To Stay“) so eindeutig nach Konfrontation, selten fordern sie so offensiv Auseinandersetzung ein.
GUTS’N’GLORY schieben mit ihrem neuen Album den Nachfolger ihres Debüts „Destination Nowhere“ in die Plattenläden. Hier zelebrieren sie herrlich klischeebefreiten, rotzigen Vollgas-Oi jenseits von Liedern über Arbeiterklassenromantik und dumpfes Proll- und Machotum.

Wieso Arbeiterklasse? Damals, als irgendwann in den 1960ern in London die Skinbewegung entstand, war dies eine Subkultur aus Arbeiterschicht. Die charakteristischen Kurzhaarschnitte und die kurzen, schnellen Songs kann man als kulturellen Stinkefinger in Richtung von ewigem Frieden träumenden Zottelhippies und ihrer teilweise echt seichten, von ewigen Jamsessions gekennzeichneten Musik verstehen. Die anfänglich sehr tolerante Szene aus schwarzen und weißen Jugendlichen, zusammengehalten durch das gemeinsame Interesse an Ska und Northern Soul und manchmal dem Verprügeln pakistanischer Einwanderer, zerfiel dann in hirnfreie Neonazis, kritische Linkeund tendenziell unpolitische Traditionalisten.

GUTS’N’GLORY sehe ich irgendwo zwischen den beiden letztgenannten Strömungen. Inhaltlich geht’s ihnen eher um persönliche Dinge als Revolutionsaufrufe, Bodenständigkeit steht hier klar vor politischen Illusionen. Trotzdem lassen die fünf Freunde sich -die für Skins wohl leider notwendige- Positionierung im politisch linken Sektor nicht nehmen, von wo aus sie einen teils witzigen, teils ernsten Kübel Gülle auf Dummglatzen, korrupte Politiker, Klugscheißer jeglicher Art und langhaarige Leute kippen.
Musikalisch schwimmen GUTS’N’GLORY im Fahrwasser von Typen wie COCKNEY REJECTS, THE DAMNED, MINOR THREAT und SHAM 69 und stehen hiermit für partytauglichen, schnellen Punk mit tollen Mitgrölrefrains.

Obwohl ich als Langhaariger nicht zur Zielgruppe von GUTS’N’GLORY gehöre und auch im Oi-Sektor nicht heimisch bin (die schlauen Sachen über Skins hat mir das große Onlinelexikon mit „W“ verraten) muss ich sagen: coole Platte. Soll Spaß machen, macht auch Spaß, sauber! Deswegen, Freunde und Genossen: bei aller noch so bierernst betriebenen Szenezugehörigkeit bin ich so frei, auch mal über den eigenen Schatten zu steigen und Oi zu hören. Das kann ich auch allen dieser Zeilen nur empfehlen. Und wer weiß, vielleicht entdecken ja auch GUTS’N’GLORY noch ihre Vorliebe für JEFFERSON STARSHIP, GRATEFUL DEAD und JANIS JOPLIN!?

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18.09.2008

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1 Kommentar zu Guts'n'Glory - Here To Stay

  1. Bluttaufe sagt:

    Ist leider auch schon 10 Jahre her als die CD, der Hannoveraner Skins erschien. Ist definitiv eine starke Steigerung zum schon recht guten Debüt. Den Posten am Mikrofon übernahm der Bassist…und der macht seine Sache sogar besser als sein Vorgänger. Der ohnehin schon melodische Oi!/Streetpunk ist noch eine Spur melodischer geworden, ohne aber in irgendeiner Form verwässert zu klingen.
    Wer in jungen Jahren (oder noch immer) auf den Hinterhöfen zu BLITZ, RED LONDON, COCKNEY RECECTS, RED ALERT, ANGELIC UPSTARTS oder aber auch THE REBELS sein Bier soff/säuft, sollte sich diese feine Platte nicht entgehen lassen.

    8/10