Gutrectomy - Manifestation Of Human Suffering

Review

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Schon erste Single „Shrine Of Disgust“ aus der neuen GUTRECTOMY-Platte, „Manifestation Of Human Suffering“, war absolut ekelerregend. Das übersetzt sich gleich zu geil im Vokabular von Brutal-/Slamming-Death-Metal-Fans. GUTRECTOMY machten sich in den vergangenen Jahren mit ihrem ersten Album „Slamocalypse“  (2017) , der EP „Slaughter Of The Innocent“ (2020) und ausgiebigem Touren durchaus einen Namen in der Szene.

„Manifestation Of Human Suffering“ ist die rostige Kettensäge im (musikalischen) Torture-Porn

Während der Einstieg des neuen Albums gut, aber noch eine Spur beliebig bleibt, gefällt vor allem der Mittelteil in Sachen Assi-Brutalo-Klatschen mit kleinen, aber gut angelegten Songabschnitten, die Abwechslung hineinbringen. Besonders „Scorched Earth“ schießt dabei den absoluten Vogel ab. Vergesst andere Deathcore-Bands, vergesst Pig-Squals bei CYTOTOXIN oder Beatdowns von anderen Slam-Bands. Wenn das die feingeistigen Skalpierer im Torture-Porn im übertragenen Sinne sind, ist GUTRECTOMY die rostige Kettensäge.

Das hier ist der feuchte Traum für alle Slam-Brüder, zumal auch noch Dustin Mitchell von FILTH Gastvocals besteuert und ein paar angeschwärzte Akkorde es mit hineingeschafft haben, neben obligatorischem Circle-Pit-Halftime-Schema natürlich. Apropos Gäste: Auf „Slaves To Disgust“ gibt sich zusätzlich Lukas Swiaczny von STILLBIRTH und auf „Condemned To Suffer“ Jamie Hanks von I DECLARE WAR die Ehre.

Auch das dissonante Intro von „Drained“, das mit „Cranial Excavation“ nahtlos in einen weiteren Low-Tune-Hassbatzen übergeht, gefällt. „Überraschungseier“ in der Mitte des gerade genannten Songs oder in „Condemned To Suffer“ sind ebenfalls angenehm auflockernd, wenn auch nicht gerade genrefremd. „Manifestation Of Human Suffering“ macht durchaus kurzfristigen Spaß und wird das sicherlich ebenso live oder beim Nerven der Nachbarn bewerkstelligen können, aber ähnlich wie bei anderen Vertretern mit neuen Alben, wie etwa KORPSE, wird die Sause über Dauer anstrengend. Da nehmen sich die ganzen Slam-Worldwide-Bands wirklich nichts gegenseitig.

Seien es die obsessiv eingesetzten Bass-Drops oder ebenso übermäßig ausgereizten Slams und Beatdowns, die für zwei, drei Songs ganz cool sind, aber nicht Alben-füllend als Stilmittel unterhalten. Warum nicht Stellen wie den groovigen Bass-Part am Ende von „Diarrhea Diving Club“, der in Pinch-Harmonics und Squeelies übergeht, weiter ausarbeiten, statt nur kurz anzuteasern und dann in zu Tode genudelten Genre-Standards abzudriften?

Ebenso verhällt es sich mit den melancholischen Leads zu Ende von „Scavenger Of Hatred“, die Atmosphäre versprechen, aber erst am Ende des Songs für ein paar Sekunden kommen und verpulvert werden. Verschenktes Potential, um ja nicht zu sehr aus den liebgewonnen Stilmitteln und der Erwartungshaltung der Fans auszubrechen, so wirkt es zumindest.

GUTRECTOMY loten Extreme aus, gestalten diese aber nicht ansprechend genug

Ohne Vorspiel nützt auch das heftigste Prügeln auf Dauer nichts. Folter will wohlüberlegt sein und ist viel feingeistiger als mit dem Knüppel unabhängig auf den Hörer einzuhauen. Musikalisch gesprochen, versteht sich. Lieber ein Beispiel an alteingesessenen Meistern wie DEVOURMENT nehmen, die zeigen, wie selbst unmenschlichste Musik noch abwechslungsreich und verträglich gemacht werden kann, trotz oder gerade wegen der matschigen Produktion. Denn was nützt die größte Folter, wenn sich der Schockzustand schnell abnutzt, nicht nur in Sachen Dynamik, sondern auch musikalischer Stilmittel? Eben. Unsere Ohren sind mit Adaption ausgestattet, heißt auch die heftigste, pingigste Snare wird sich im Dauerfeuer schnell abnutzen.

Bands wie VULVODYNIA schaffen es etwa, ihren Kernsound zu bewahren und sich gleichzeitig musikalisch ein wenig zu diversifizieren um sich über Genrestandards hinabzusetzen und interessant zu machen. Vielleicht lieber ein wenig mehr so in Zukunft, GUTRECTOMY? Trotzdem sollte „Manifestation Of Human Suffering“ von allen Genre-Fans und auch sonstigen Wagemutigen und Extreme-Junkies zumindest ausgetest werden, denn die Slam-Polizei misst hier ganz deutlich eine Verletzung des Br00tal-Levels von über 9000.

31.03.2022

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