So richtig darf man dem amerikanischen Gitarristen und Sänger WEDNESDAY 13, alias Joseph Poole, sein Fable für Glamrock, und Bandnamen die eine Zahl beinhalten, ja nicht absprechen. Aber was die surfrockigen 70er nun mit Waffengefeuer zu tun haben, wird auch nach erstmaligem Hören des Debüts von GUNFIRE 76 nicht klar. Dafür gibt es aber, wie von dem neuen Projekt erwartet, jede Menge gute Laune ohne jegliche Horroranteile und eindeutiger Ausrichtung auf Gitarrenriffs.
Vielleicht ist es aber auch ein Nachteil, dass der Bandschöpfer und Songwriter von der sechssaitigen Fraktion kommt, denn so richtig gut klingen bei ihm nur jene Songs, die zusätzlich zu schmissigen Riffs auch noch groovige Basslinien spendiert bekamen. Dennoch wird es „Casualties & Tragedies“ nicht gerecht, das Review gleich mit einem Negativpunkt zu beginnen. Gerade wenn mit dem Opener und dem darauf folgenden Titeltrack übliche Surfrockverdächtige schulterzuckend abgehakt sind, erhebt sich die Platte definitiv über das Niveau eines durchschnittlichen Tony-Hawk-Soundtracks. So ist „Something For The Suffering“ nicht nur ein starker Bluesrocker, auch überzeugen „Los Angel-less“ und vor allem „Rocket To Nowwhere“ als richtig gute genretypische Songs. Hier zeigt sich auch die Daseinsberechtigung von GUNFIRE 76: Joseph Poole denkt gar nicht daran, einfach nur alte Songs nachzuspielen, sondern liefert auch nur gleich einen zeitgeschichtlichen Kontext in Form diverser Fremdeinflüsse und spektakulärer Klampfeneinlagen. Schade, dass dieser Plan nur dann aufgeht, wenn wirklich Innovationen zwischen den Zeilen schlummern, denn genau da hat es sich Poole vielleicht etwas zu leicht gemacht. Dass so ein Song wie „What Did You Expect“ wirklich stark ist, ist keine Frage, aber ich habe ihn schon mindestens zwanzig Mal von HANOI ROCKS gehört – allerdings auch wirklich genau in dieser Qualität. Ebenso ist es zwar cool mit „Tell You Like It Is“ nen coolen RocknRoller parat zu haben, aber von derart einfachen Strukturen hab ich mich schon damals bei MOLLY HATCHET genervt gefühlt.
Was aber nichts daran ändert, dass man „Casualties & Tragedies“ großartig von vorne bis hinten anhören kann. Und auch live muss es ne Menge Spaß machen, die ersten Schritte des Bandprojektes zu beobachten. Falls es jedoch irgendwann zu einem zweiten Album kommen sollte, muss sich Poole wirklich etwas einfallen lassen: einige Plagiate auf seinem ersten Album sollten selbst ihn mittlerweile ziemlich nerven.
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