GRÜßAUGUST ist ein ekzentrisches Experiment zwischen Rock, Psychodelic und Noise, dem man nicht gerecht wird, wenn man es nur als Spin Off der INCHTABOKATABLES versteht. Nichtsdestotrotz bringen die Ex-Inchies Titus Jany am Schlagzeug und Robert Beckmann am Gesang klassische Trademarks mit, wie den rauen Gesang, Anleihen aus dem Minimalismus sowie hypnotische Elemente. Neu ist jedoch, dass durch die zunehmende Integration von Geräuschen die Songs eine weitaus größere Komplexität vorweisen können, und es so einfacher ist, sich in den Kompositionen zu verlieren. Alternativ kann man es aber auch ganz furchtbar finden. „Grüßaugust“ erfordert ein dickes Fell, Kunst hin oder her.
Denn nicht nur können Songs auch mal minutenlang das immergleiche Akkordschema runterbeten, auch werden bewusst Lärmelemente eingefügt, die mal funktionieren, und mal störend klingen. Die von Sänger Robert Beckmann gespielte Violine funktioniert mit ihrem unprofessionell schiefen Klang im hochklassigen „Parad“ zum Beispiel noch großartig, wirkt aber im darauf folgenden „Feels Like Being An Angel“ gerade in den ruhigeren Abschnitten deplatziert. Zum hypnotischen Charakter des Albums trägt auch bei, dass viele Songs zwar auf dynamische Entwicklungen hinauslaufen, diese aber nur sehr langsam passieren. Das ist eigentlich etwas, dass man an GRÜßAUGUST sehr angenehm und charakteristisch finden kann. Mir fehlen aber ein paar mehr Songs im Stile des eingängiges Openers „Heja“, oder des rifforientierten „Execution“, die zwischenzeitlich meinen Kopf reinigen.
Eines der unbestrittenen Höhepunkte von „Grüßaugust“ ist außerdem das zwölfminütige „listen“ in der Albummitte. Hier funktioniert die von der Band angestrebte Ablehnung von Liedkonventionen über weite Strecken in Reinform, ohne aber süßliche Melodien vermissen zu lassen. Kopfschmerzen werden lediglich kurzzeitig von der auch hier umgesetzten Bandphilosophie verursacht, dass Soli jedweder Art zu einem gewissen Teil weh tun müssen. So bleibt das Banddebüt eine zwiespältige, aber größtenteils gelungene Angelegenheit. Und richtig konkurrieren können mit GRÜßAUGUST ohnehin nur frühere INCHTABOKATABLES-Werke.
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