Jaaa, bei diesem Review wird sich sicherlich so manch einer der Stammleser an den Kopf klatschen und sich ernsthaft fragen, was GROSSSTADTGEFLÜSTER hier zu suchen haben…ehrlich gesagt habe ich mich das zunächst auch gefragt. Aber ich möchte diese Frage damit beantworten, dass diese Band, trotz und gerade aufgrund vieler feinen Elektrobeats, fetten Bässen und nostalgischen 80er Synthiesounds, oft mehr Eier in der Hose hat, als so manch alteingessener True-Metal-Act wie MANOWAR oder U.D.O. zum Beispiel und zwar aus zwei grundlegenden Gründen: Zum Einen kommen die meisten Songs von GROSSSTADTGEFLÜSTER sowohl musikalisch als auch textlich ohne Umschweife genau auf den Punkt und zum Anderen wird sich nicht in jedem Song selbst kopiert oder imitiert und die aufgebaute Stimmung des Albums wird auch nicht durch nervtötende Hörbuch-Intermezzi unterbrochen.
GROSSSTADTGEFLÜSTER haben mit „Muss laut sein“ ein facettenreiches Debüt vorgelegt und spielen damit im Grossen und Ganzen in der gleichen Liga wie 2RAUMWOHNUNG, MIA oder PAULA, die mir ihrerzeit vor allem mit dem Hit „Jimmy“ einen wunderbaren Sommer bescherten. Dabei wurde das Duo Ralphael Schalz und Jen Bender von niemand Geringerem als Olaf Opal und Annette Humpe – keine Unbekannten für jemanden, der sich auch nur ein wenig mit Musik über den Metal-Teller hinaus beschäftigt – beim Erstellen dieser elektromusischen Glanzmixtur unterstützt. Das Album präsentiert dabei eine gekonnte Mischung aus eingängigen Popmelodien, flottem Elektropunk, wummernden Beats, extrem fetten Bassmonstern und filigran eingesetzten Effekten. Untermalt wird das Ganze von Sängerin Jen’s sexy und vielschichtiger Stimme, ähnlich der von Elke Brauweiler, ohne quietschig oder schrill zu klingen, und dabei Emotionen wie Liebe, Nachdenklich-Kritisches aber auch Frivoles dem Hörer überzeugend näher bringt. So versprüht die mit tanzbaren Beats und Akkordeonlines unterlegte Singleauskopplung „Liebe schmeckt gut“ zum Beispiel den Flair eines französischen Strassencafés, während „Ich muss gar nix“ rotzig-provokant ertönt. Mein Highlight des Albums ist jedoch der luftige Gitarrensong „Dein Flow“ und das leicht melancholisch-beschwingte „Fehler“.
GROSSSTADTGEFLÜSTER bewegen sich auf „Muss laut sein“ jenseits vom üblichen Quotenpop und klingen ungemein ausgereift und ohrwurmverdächtig. Daher möchte ich jedem, der auf intelligenten Elektropop kann, die Empfehlung in Form eines Song-Zitates aussprechen: „Lass dich auf deine Krönung ein. Glaub mir, ich weiss was ich meine, wenn ich sage es lohnt sich.“
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