Die Geschichte der schwäbischen Rock-Band GROOVIN‘ HEART ist in wenigen Zügen erzählt, auch wenn die Anfänge bis ins Jahr 1994 zurückreichen: Von Drummer und Sänger Marcus Schuch gegründet, spielte die Gruppe über die Jahre zahlreiche Tourneen und Konzerte, sei es in klassischer Rockformation oder unplugged, wobei Coverversionen bekannter Hits einen nicht unerheblichen Anteil an den dargebotenen Stücken ausmachten. Allerdings haben GROOVIN‘ HEART immer wieder an eigenen Songs gearbeitet. Und Ende 2008 war die Zeit reif, um endlich „den ersten kompletten Longplayer in der Bandgeschichte“ aufzunehmen, wie die Band nicht ohne Stolz verkündet. Dafür verschanzten sich die vier Musiker für ein paar Tage im Studio, und herausgekommen ist die CD „Mystic Gate“, die mit den enthaltenen zwei Coverversionen und sechs Eigenkompositionen eine knappe halbe Stunde Musik enthält, verpackt in einem ordentlichen Soundgewand.
Den Auftakt bildet eine Coverversion des ollen ALPHAVILLE-Klassikers „Big In Japan“, dem die Band ein rockiges Gewand und flächige Keyboardteppiche anstatt der pluckernden Synthesizer verpasst hat. Bei der anspruchsvollen Gesangslinie dieses Stücks stößt Sängerin Ilka Schuch allerdings hörbar an ihre Grenzen, so dass sie nicht die Tiefe des Originals erreicht. Besser klappt das beim folgenden Track „Winterstorm“, einem groovenden Rocker mit einem geschickten Refrain. Der dritte Track „Be My Baby“ darf zurecht als einer der beiden Höhepunkte der CD betrachtet werden – neben dem Stück „Faith On You“, beides übrigens gefühlvolle (Halb-) Balladen. Hier spielt die Band all die über die Jahre aufgebaute Routine aus und zeigt, dass sie durchaus in der Lage ist, gute Songs zu basteln. Das gilt auch für den nach vorne rockenden Rausschmeißer „New Worlds“ (bei dem diesmal Drummer Marcus Schuch den Lead-Gesang übernimmt).
Umso unverständlicher ist es deshalb, weshalb sich GROOVIN‘ HEART weiterhin auf Coverversionen stützen, anstatt noch ein bisschen Zeit in weitere eigene Songs zu investieren: „Big In Japan“ und „Mighty Quinn“ mögen Klassiker oder Gute-Laune-Hits sein, dienen hier aber in erster Linie zum Auffüllen der CD und haben mit der Ausrichtung der übrigen Tracks nur wenig gemein (wobei – das sei nur am Rande erwähnt – keiner der Songs in irgendeiner Verbindung zu CD-Titel und Coverartwork steht). Irgendwie bleibt die Frage im Raum stehen, was die Band mit dieser CD erreichen will: Will sie jetzt mit eigenen Kompositionen durchstarten und GROOVIN‘ HEART auf ein höheres Level führen – oder will die Band weiterhin so viele Gigs wie möglich spielen, und „Mystic Gate“ ist nicht mehr als ein Nebenprodukt? Dann ist man als Hörer mit einer Live-Performance sicherlich besser bedient. „Mystic Gate“ wirkt bei allen guten Ansätzen einfach zu unausgereift und ist deshalb eine zwiespältige Angelegenheit.
Kommentare
Sag Deine Meinung!