Gronibard - Regarde Les Hommes Sucer

Review

Herrlich! Was den heutigen Rap-Genießern ihr „WAP“ ist, dürfte bei Metallern Gore-Grind der allerdreckigsten Sorte sein. Die französischen Grind-Nackedeis GRONIBARD lassen nach langer Albumpause wieder die Hüllen fallen und steigen in den Ring, um dort mal wieder so richtig schön den Propeller zu machen. Wer auf schweinischen Humor steht, sich aber weniger für die GUTALAXschen Enddarmprodukte und mehr für das, was von vorne kommt (vorzugsweise der eiweißhaltige Stoff), begeistern kann, ist bei den Keulenschwingern aus Lille seit jeher goldrichtig. Und das vorliegende „Regarde Les Hommes Sucer“ ist nach „We Are French Fukk You“ von 2008 das neue Vollzeitalbum, das auf eine dazwischen veröffentlichten Reihe von EPs, einem Split mit ANAL PENETRATION und eine Compilation folgt.

Die Grind-Nackedeis GRONIBARD lassen die Hüllen wieder in voller Länge fallen

Dieses Album lässt sich im Grunde mit dem ( ͡° ͜ʖ ͡°)-Emoticon oder dem Auberginen-Emoji zusammenfassen, wobei selbst das noch eine zu subtile Beschreibung für den orgienartigen Grind sein dürfte, der hier auf lüsterne Hörer wartet. Eingestreute, französischsprachige Samples, die mit hoher Wahrscheinlichkeit aus irgendwelchen ranzigen Pornos stammen, sowie mal vereinzelt auftauchende „Oh la la“-Adlibs in „Lady Boy“ oder das Wiehern eines (wahrscheinlich) Hengstes in „Unholy Horses Of Evil“ sind nur die Spitze des Eisbergs – die Eichel, wenn man denn so möchte. Der Gesang von Anal Capone bewegt sich über einen nicht unwesentlichen Anteil der Gesamtspielzeit tief im Gutturalen, so als hätte er seine Stimmbänder mal ganz kurz in Richtung des erogenen Zentrums in Darmhöhe verlagert. Als Gegenpol fungieren heisere Shouts oder klare Vocals – dazu gleich.

Es ist Grind-Erotik pur – und es sei den Herren mit ihren gefühlten Ü40-Adonis-Körpern auch gegönnt. Musikalisch ist man dabei recht nah bei den härteren Grind-Standards angesiedelt, die für ein derartig bananiges Werk überraschend vielseitig in Szene gesetzt werden. Will sagen: Es geht natürlich knüppelhart zur Sache, aber nicht ohne den nötigen Grad an Punk, Crust und Groove zu vernachlässigen. Dazu kommt der Bonus, dass die Franzosen wie einige ihrer musizierenden Landsmänner und -frauen einfach total einen an der Klatsche haben und das auch ungeniert zu Klang bringen. Da wird mal wild irgendein wortloser Nonsens dazwischen gebrabbelt bzw. geblubbert wie in „Finger In Anus“ oder „J’ai Été Livré Par DPD“, ganz zu schweigen von den bereits angedeuteten „Cleans“, die so herrlich panne daneben geschossen klingen, dass sie schon wieder Stil und Sexappeal haben.

„Regarde Les Hommes Sucer“ ist Grind-Erotik pur

Wie heißt es unter Musikern doch so schön sinngemäß: Es gibt keine schiefe Noten, nur zu wenig Selbstbewusstsein beim Spielen. Und das ist irgendwie auch die große Stärke von GRONIBARD, die teilweise – semi-objektiv betrachtet – einen Mist zusammen sabbeln, durch den straffen Grind drum herum aber einfach so unglaublich viel Spaß machen, dass man schnell drüber hinweg kommt, Schlüpfrigkeit hin oder her. Mal abgesehen davon, dass eine ganze Reihe von Songtiteln mal verwutzte, mal Goregrind-typisch verwurstete, mal einfach nur bizarre Anspielungen auf die Metalszene oder die Popkultur sind wie etwa „Individual Thought Paté“ oder „De Mysterfriize Pommes Bananas“, klingt „Regarde Les Hommes Sucer“ nämlich ziemlich abgebrüht und routiniert heruntergezockt.

Ein besonderes Schmankerl sind die stilistischen Abzweigungen wie im Rausschmeißer „De Mysterfriize Pommes Bananas“, bei dem GRONIBARD durchaus erfolgreich (wenn auch weiterhin augenzwinkernd) mit Black Metal experimentieren. Die beiden „Intermerde“ betitelten Instrumentals klingen so ein bisschen, als hätte man versucht, bei einem Jam Devin Townsend aus der „Synchestra“-Phase zu emulieren (ich denke bei „Intermerde I“ z. B. entfernt an „Vampolka“). „Sperm Smoker“ ist zwar weitestgehend wieder im Grind verwurzelt, hält aber eine herrlich nach Old-School Party-Thrash der Marke MUNICIPAL WASTE klingende Hook parat. Der Rest ist routinierte Grind-Kost, die genau weiß, wie man den Spaß in die Buxe rein bekommt. Und diese stampfenden Grooves von „J’ai Été Livré Par DPD“ muss man einfach gern haben, ganz zu schweigen von den Groove-Metal-Anklängen in „Individual Thought Paté“.

Geschmacklosigkeiten geschmackssicher verpackt

Es steckt also durchaus Können hinter dem, was GRONIBARD hier unter flatternden Augenlidern ins Rund ejakulieren. Man sollte natürlich in der Lage sein, ein Auge gegenüber Songs zuzudrücken, für die Geschmacksgrenzen mehr Hürden sind, die es in athletischer Manier zu überwinden gilt. Wenn sich selbst die Presseinfo so liest, als würde sich der Verfasser für jede einzelne Silbe, die er zu Papier bringt, schämen, dann weiß man, dass man ein Produkt in Händen hält, dass vollkommen bewusst an jeder Form von Scham vorbei geschossen ist. Aber wer diese Grenze überwinden kann, ist eh schmerzfrei genug, um „Regarde Les Hommes Sucer“ vollkommen unironisch und in vollen Zügen genießen zu können. Das Schlusswort sollte dann aber der Presseinfo gehören:

P.S. to fans of the band – hide your dongs well, Gronibard is back!

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07.06.2022

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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4 Kommentare zu Gronibard - Regarde Les Hommes Sucer

  1. nili68 sagt:

    Musikalisch okay, ansonsten degenerierter Müll.

  2. marcmorgenstern sagt:

    Nach dem Lesen des Review wünsche ich mir blitzgedingst zu werden.

  3. doktor von pain sagt:

    OLOLOOLOLOL, PENIS!!!!!1111!!!1

    Wenn Sie dies lustig fanden, wird Ihnen auch das neue Album von Gronibard gefallen.

  4. ClutchNixon sagt:

    Alter, Porn Grind ist mal echt das letzte und Gronibard selbst für Genre Verhältnisse derbe schlecht. Verglichen mit dieser infantilen Scheiße spielen Waco Jesus und Blood Duster feinsten Prog. Acht Punkte für fcking was?