Grobschnitt - Solar Movie - Rockpalast & Berlin 1978

Review

1978 war für GROBSCHNITT ein besonderes Jahr: Nicht nur tourten die Progressive-, Psychedelic- und Krautrocker aus Hagen ausgiebig durch die deutschen Provinzen. Am Ende standen 95 Konzerte zu Buche, in Hallen aller Kapazitäten – von der Schulaula bis hin zur Gruga- und Westfalenhalle. Den Abschluss bildete zudem der Auftritt für die WDR-Sendung Rockpalast sowie, und das kam überraschend, aber nicht unverdient, die Wahl zur Rockpalast-Band des Jahres 1978. Wenn also GROBSCHNITT nach dem Livealbum „Solar Music Live“ jetzt die Box „Solar Movie – Rockpalast & Berlin 1978″ auf den Markt bringen, ist das eigentlich überfällig. Und es zeigt noch einmal deutlich die besondere Stellung dieses Jahres in der Historie der Band.

In der Box zu finden sind nicht weniger als fünf Tonträger und ein ausführliches 48seitiges Booklet im ausklappbaren 12“-Schuber. Da gibt es zwei CDs, eine mit dem Rockpalast-Konzert und die andere mit dem Konzert im Berliner Quartier Latin von der vorangegangenen Tour. Die Mitschnitte des monumentalen Stücks „Solar Music“ von beiden Konzerten sind zudem auf zwei farbigen Vinyl-LPs zu finden. Den zentralen Part bildet aber natürlich die DVD mit der Rockpalast-Fernsehübertragung sowie einem animierten Film mit dem Titel „Solar Movie“ – über der Livemusik von „Solar Music“.

Rockpalast-Band 1978: GROBSCHNITT …

Beim Rockpalast-Fernsehmitschnitt stellte sich die Herausforderung, den Mitschnitt von 1978 in ein HD-taugliches Format zu bringen – dies ist in mühevoller Detailarbeit gelungen, ohne dass man an der 70er-Bildqualität zweifeln würde. Noch schwieriger gestaltete sich allerdings die Aufgabe, den ursprünglichen Monoton in Stereo zu übertragen. Dies gelang nur, weil GROBSCHNITT sowieso jedes Konzert auf Tonband aufnahmen und die Tonspuren einigermaßen abgleichen konnten. Bis auf die Zeitspanne, wo die Tonbandrollen gewechselt werden mussten. Operation gelungen: Der Klang jedenfalls ist detailreich und klar.

… hier zeigt sich, warum

Und GROBSCHNITTs Darbietung war an diesem Abend bestens: Die Band strotzte vor Spielfreude, improvisierte und stachelte sich gegenseitig an: Drummer Eroc in seiner aufrechten Sitzposition, der hyperagile Bassist Hunter (keine zwei Jahre später übrigens bei EXTRABREIT), die beiden Gitarristen Lupo und Wildschwein sowie der introvertiert wirkende und mit dem Rücken zum Publikum spielende Keyboarder Mist. Nicht zu vergessen die eigenen Ton- und Lichttechniker, die bei Klamauk-Interludien die Bühne enterten. Die Band ging keine Kompromisse ein und zog den Track „Solar Music“ mit knapp 55 Minuten in die Länge. Und überzog die vereinbarte Spielzeit damit um ungefähr eine halbe Stunde, wie die verbliebenen Mitglieder Wildschwein, Lupo und Eroc in den Liner-Notes süffisant zu Protokoll geben. Jedenfalls hat der Auftritt auch nach fast 40 Jahren immer noch Gänsehaut-Potential – vor allem wenn man sich gleichzeitig das Booklet durchliest, in dem die Musiker das Geschehen aus ihrer Perspektive schildern.

Die beiden CDs – die übrigens beide einem GROBSCHNITT-internen Zahlenkodex folgend genau 79:10 Min lang sind – enthalten einmal das Rockpalast-Konzert in Dortmund (CD 1), zum Zweiten das Konzert im Berliner Quartier Latin (CD 2). Abgerundet wird die zweite CD durch das Konzertfinale in Wesel, bei dem sich die Band gegenseitig vorstellt und ausgiebig improvisiert. Das ist definitiv mehr als nur eine Zugabe, um über die genannte Marke zu kommen.

„Solar Movie – Rockpalast & Berlin 1978“ – mehr als nur ein nostalgischer Blick zurück

Bleibt der namengebende „Solar Movie“, den der schottische Lichtkünstler John McGeoch über dem Stück „Solar Music“ inszeniert hat: Ein Film zwischen Computeranimation, Scherenschnitttheater, Zeichentrick und LSD-Rausch. Definitiv etwas, bei dem man sich zurücklehnen sollte und das man auf sich wirken lassen sollte. Gerne auch mit einem Bier am Hals und etwas Räucherwerk auf dem Stövchen.

Wer also nochmals eintauchen möchte in das Jahr 1978 und die Welt GROBSCHNITTs und wem das Livealbum „Solar Music Live“ nicht genug ist, der wird mit der Box „Solar Movie – Rockpalast & Live Berlin 1978“ umfangreich und bestens bedient. Die Box ist wirklich detailreich, aufwendig und vor allem von der Band ausgehend gestaltet. Wer die Box sein Eigen nennen möchte, sollte allerdings das nötige Kleingeld mitbringen: Der aufgerufene Preis ist deutlich höher als der, den solche Tonträger in Summe sonst konsten würden, und somit ist die Box wirklich nur etwas für GROBSCHNITT-Enthusiasten.

Grobschnitt - Solar Movie

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27.12.2016

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3 Kommentare zu Grobschnitt - Solar Movie - Rockpalast & Berlin 1978

  1. tina sagt:

    Kenne Grobschnitt nun seit fast 30 jahren. Ihr seid einfach einzigartig. Grossartig. Macht ihr ihr eigentlich noch Konzerte?
    Ich würde gerne meinen Mann an ein Konzert von euch einladen. Wäre super in der Schweiz. Gruss Tina

    10/10
    1. Doktor von Pain sagt:

      Liebe Tina, das hier ist keine Kontaktseite der Band Grobschnitt, von daher wirst du kaum mit einer Antwort rechnen können. Was ein Review ist, ist dir doch sicherlich geläufig, oder…?

      1. Sane sagt:

        Hahahaha großes Kino
        Denk immer dran Tina, das Internet hat mehr Angst vor dir als du vor ihm! 🙂 😉
        Vielleicht werdet ihr irgendwann noch echte Freunde..