„Merry-Go-Round“ von 1979 zeigte die Hagener Band GROBSCHNITT auf ihrem Höhepunkt – kommerziell gesehen, weniger kreativ. Die Band hatte ein Jahr zuvor ihr überaus erfolgreiches Livealbum „Solar Music Live“ veröffentlicht, freute sich weiterhin über ausverkaufte Konzerte und konnte die Studiozeit „im renommierten Rüssl-Studio in Hamburg bis zum geht nicht mehr ausreizen“, wie Frontmann Willi Wildschwein zu Protokoll gibt.
Die Songs auf „Merry-Go-Round“ haben nicht die innovative Kraft wie zuvor
Allerdings haben die sechs Songs auf „Merry-Go-Round“ nicht mehr die innovative Kraft wie ehedem, ja reagieren teilweise nur noch müde auf Trends anstatt diese selbst vorzugeben. So will „A.C.Y.M.“ eine Parodie auf die VILLAGE PEOPLE und ihren Diskohit „Y.M.C.A.“ sein, ist recht rockig gehalten, kann es aber mit dem „Original“ nicht ansatzweise aufnehmen. Da sind GROBSCHNITT wesentlich besser, wenn sie noch einmal ihre eigenen Stärken ausspielen, wie beispielsweise beim vergleichsweise langen „Du schaffst das nicht“, bei dem die Band instrumental noch einmal alle Register zieht.
Ansonsten hat die Band die Songstrukturen gestrafft, was beim Opener „Come On People“ (hätte auch gut auf „Jumbo“ gepasst), beim abschließenden „May Day“ und beim verträumten Titeltrack gut gelingt. „Coke Train“ und das genannte „A.C.Y.M.“ sind aber eher verzichtbar.
Dank der Zugaben dennoch empfehlenswert
Wesentlich besser ist der wie gewohnt dicke Bonusteil der jetzt vorliegenden Vinyl-Wiederveröffentlichung in der „Black & White“-Serie: Gatefold-Cover, Kunstdruck, Bilder und Liner-Notes bis zum Abwinken sowie eine zusätzliche weiße LP mit Livetracks runden das Gesamtpaket ab. Die Bonussongs stammen allesamt aus der damaligen Zeit und wurden wie gewohnt von der Band selbst aufgenommen – bester Livesound ist also garantiert. Insgesamt ist „Merry-Go-Round“ dank der Zugaben denn doch noch empfehlenswert, vor allem vor dem Hintergrund, dass die Band mit ihren Studioalben der 80er-Jahre einen bedauernswerten Sinkflug hinlegte.
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