Härter, lauter, schneller! Seit sechs Jahren metzeln sich die Krefelder bereits durch Tonstudios und Bühnen, geändert hat sich aber auch mit dem neuen Album wenig. Auf “Lynch And Dissect“ grunzt/gurgelt zwar nur noch Christoph Mieves, Mitgrowler Thomas ist nicht mehr von der Partie, dies fällt aber eher positiv auf, da die Songs mit einheitlichen Vocals nun doch einen kleinen Tick homogener klingen.
Vom ersten Moment an ist aber klar: Ziel der Band ist immer noch größtmögliche Brutalität, verpackt in dennoch abwechslungsreiche Songs. Die schiere Frickelwut des Vorgängeralbums fiel einer Entschlackung zum Opfer, so dass die Songs nun trotz Spielzeiten von vier bis sechs Minuten ziemlich auf den Punkt kommen. Die grandiose Arbeit der Rhythmusfraktion, die diesmal deutlich mehr Groove zulässt, ist das Herzstück von “Lynch And Dissect“. Innerhalb einzelner Songs wechselt zwar mehrfach die Rhythmik, trotz der vielen Breaks wirkt aber keiner zerfahren. Dies liegt vor allem an den Riffs mit hohem Wiedererkennungswert, die sich manchmal erst beim erneuten Übergang in das vorherige Riff als logisch entpuppen, als Anspieltipp sei “Decimate“ genannt.
Klingt nach zu verkopfter Musik? Auf dem Cover wird ja deutlich das Gegenteil behauptet.
Ja, ein wenig Aufwändig sind die Songs immer noch für den Zuhörer. Es finden sich auf der einen Seite immer wieder Anleihen aus Schweden (tiefergelegte und langsame Ecke), diese Riffs blitzen jeweils aber nur kurz hervor, ehe Florida (pfeilschnell, auf den ersten Blick etwas konfus wirkend) wieder auftaucht. Die Axt wird logischerweise auch nicht mehr neu erfunden, dafür sind GRIND INC. inzwischen zwanzig Jahre zu spät dran. “Lynch And Dissect“ ist eher ein detailreich verziertes Spaltinstrument.
Ein großer „Hit“ fehlt allerdings schmerzlich, ebenso die komplett unverkennbare eigene Note, die letztlich doch in der gesamten Brutalität untergeht. Addiert man nun den Groove mit den Riffs, die hängenbleiben, der Abwechslung und dem Härtegrad, so bleibt auf dem Taschenrechner dennoch eine starke sieben stehen.
Klasse Review!