Grimm - Heksenkringen

Review

Titel, Coverartwork und Image dieser Platte deuten darauf hin, dass die drei Holländer GRIMM mit „Heksenkringen“ die halsbrecherische Innovation unternommen haben, ein Konzeptalbum über die Hexenverbrennungen aufzunehmen (was sich auf Grund der durchgehend niederländischen Texte nicht mit inquisitorischer Sicherheit bestätigen lässt). Da befinden sie sich in guter Gesellschaft mit einem Heer von Metalbands, die sich an Vergleichbaren versucht haben – mehr als pseudo-historischen Kitsch und erschreckende menschliche Stumpfheit gepaart mit Verblendung und egozentrischer Brutalität gibt es da meiner Ansicht nach allerdings nicht zu besingen.

GRIMM gehen das Thema auf „Heksenkringen“ allerdings weder blackmetaltypisch brutal und düster an, noch paganmetallisch schunkelnd. Stilistisch eindeutig eher im Paganmetal verwurzelt, mit Einflüssen aus dem Gothicmetal und hier und da eventuell auch dem seichteren Powermetal (die Band fasst das unter „Dark Metal“ zusammen), bietet die Platte acht relativ gesichtslose Songs in sehr hörbarer Qualität, die allerdings vom Akzentesetzen weit, sehr weit entfernt sind. Positiv fällt auf, dass die drei Hexer zum einen nicht dauerhaft auf die schon unzählige Male gehörten Dudelmelodeien der Paganfraktion setzen, sondern auch groovige Parts einbauen und größtenteils auf abnorme Geschwindigkeiten verzichten. Es geht gemächlich und heroisch zu auf „Heksenkringen“, was der zu 80% cleane Gesang (so gut getroffen, dass ich ihn ohne Schüttelkrämpfe anhören kann, sehr schön!) auch noch unterstützt.

Am besten gefallen mir GRIMM, wenn sie auch mal grimm klingen – wenn der Drummer auf die Tube drückt und der Sänger böse wird (leider nur in „Van Drakenbloed Fel“ der Fall), zeigt die Band Zähne und erinnert wieder daran, dass wir es bei der Hexenverbrennung nicht mit einem Stammtischthema bei Met und Wildschweinbraten zu tun haben. Irgendwie absurd sind für mich die Passagen in Songs wie „Zwarte Magie“, bei denen man Obksures erwartet und stattdessen Riffs bekommt, die eher an GRAVE DIGGER erinnern, und dazu Quorthon-„aaaahaaa-haaaa“-Chöre. Vielleicht habe ich aber auch wirklich nur Anderes erwartet.

Wer mal Paganmetal mit Alternativthematik hören will, wer auf lautes „Oooodiiiiin!“-Mitsingen beim Musikgenuss verzichten kann, wers nicht herb, aber auch nicht zu melodisch mag, der könnte mit GRIMM durchaus ein paar Stündchen glücklich werden. Ich finde die Platte nicht so schlecht, dass man die drei Musiker rädern, ertränken, kreuzigen, verbrennen, steinigen oder vierteilen müsste (wie die Herren im Booklet mit zwinkerndem Auge selbst von sich behaupten und wie es einige Paganmetal-Kollegen vielleicht verdient hätten), aber auch nicht gerade außerordentlich empfehlenswert.

18.12.2007

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