Grim Reaper - See You In Hell

Review

Unter "Blast From The Past" erscheinen jeden Mittwoch Reviews zu Alben, die wir bislang nicht ausreichend gewürdigt haben. Hier gibt es alle bisher erschienenen Blast-From-The-Past-Reviews.

Ein Song, der vom Musiksender VH-1 unter den Top 40 schlechtesten metallischen Outputs alle Zeiten geführt wird, entpuppt sich als Klassiker. „See You In Hell“, der Titeltrack des gleichnamigen Debütalbums von GRIM REAPER, erhielt diese zweifelhafte Auszeichnung. Das Debüt von Steve Grimmet und seinen Mitstreitern gilt als Klassiker der NWoBHM. Liegt VH-1 einfach nur daneben oder ist etwas dran an der Kritik?

„See You In Hell“ gehört zu den 40 schlechtesten Metal-Songs aller Zeiten

Seit 1979 versucht Nick Bowcott musikalisch etwas auf die Beine zu stellen. Wie bei anderen NWoBHM-Bands geben sich die Musiker die Klinke in die Hand. Das ist bei GRIM REAPER nicht nur auf ein Instrument begrenzt. Sowohl der Gesang, Bass als auch an den Drums entsprechen die Protagonisten nicht den Erwartungen und werden neu besetzt. Die finale Version kommt im November 1983 über das Undergroundlabel Ebony Records in die Plattenläden. Steve Grimmet übernimmt den Gesang, Bandgründer Nick Bowcott spielt Gitarre. Dazu sind am Bass Dave Wanklin und an den Drums Lee Harris aktiv. Das der Bandname GRIM REAPER etwas mit Grimmet zu tun hat, ist nicht korrekt.

Der Auftakt nennt sich „Dead On Arrival“. Die Lyrics handeln von Grimmet’ s Freundschaft zu Brian Field, der am großen Postzugraub 1963 beteiligt war. Hervorstechendes Merkmal des Auftakts ist der hohe, ins Kreischen gehende, Gesang von Grimmet. Nachteilig ist, dass GRIM REAPER mit nur einer Gitarre agieren. Bowcott macht seine Sache ausgezeichnet. Im Gegensatz zu zum Beispiel SATAN, die einige Wochen vorher „Court In The Act“ veröffentlicht haben, kommt die Saitenarbeit nicht gegen die intensiven Vocals an und bleibt im Hintergrund.

Über den knapp 3-minütigen Stampfer „Liar“ geht es zu „Wrath Of The Ripper“. GRIM REAPER betreiben fast schon IRON-MAIDEN-Worshipping, obwohl die Truppe mit „Piece Of Mind“ gerade ihren vierten Dreher auf den Markt gebracht hat. Nachteilig auch hier die zahnlose Saitenarbeit, die vor allem beim kurzen Solo auffällt. Die A-Seite endet mit „All Hell Let Loose“, wo Grimmet die Regie übernimmt und der Bass sich etwas in den Vordergrund schiebt. Das Gitarrensolo in Richtung Ende kommt etwas besser rüber als beim Vorgänger. Mit Dave Murray oder Adrian Smith kann Bowcott aber nicht mithalten.

GRIM REAPER huldigen IRON MAIDEN

Die B-Seite legt mit dem knackigen, auf dem Punkt gespielten, „Now Or Never“ los, woran „Run For Your Life“ im NWoBHM-Style nahtlos anknüpft und gen Ende noch eine Stufe Speed drauflegt. Es folgt eine Art Stilbruch. Der Versuch eine Ballade zu kreieren, ist mit „The Show Must Go On“ wenig gelungen. Zwischen Stadionrock der Marke FOREIGNER und BON JOVI-Mainstream-Klängen schaltet Grimmet vom Kreischen auf Erzählmodus und sorgt für mehr als sieben Minuten lange Weile. Einige gute Riffs und Hooklines sind zu vernehmen, ebenso die kurzzeitige Tempoverschärfung, sodass ein Komplettausfall vermieden wird.

Nach dem Motto das Beste kommt zum Schluss, haben sich Grimmet und Co. den Titeltrack für den Ausklang aufgehoben. Eine der Hymnen der NWoBHM ist „See You In Hell“ mit einem Ohrwurmrefrain und dem typisch pumpenden Rhythmus.

„See You In Hell“ in der Retrospektive

Der Song „See You In Hell“ ist unvergessen und gehört zu den Undergroundperlen der NWoBHM. Selbst das Majorlabel RCA erkennt das Potential und veröffentlicht 1984 eine andere Version der LP, wo „See You In Hell“ am Anfang der A-Seite zu finden ist. Ein Verkaufsschlager wird das GRIM-REAPER-Debüt aber nicht.

Im Vergleich zu der bereits erwähnten „Court In The Act“ oder „Power And The Glory“ von SAXON, die ebenfalls 1983 auf den Markt kommen, schneidet „See You In Hell“ schwächer ab. Kritikpunkt ist die dünne Saitenarbeit an der ein oder anderen Stelle und der mehr als siebenminütige Langweiler „The Show Must Go On“. Es bleiben circa 25 Minuten NWoBHM inklusive der unsterblichen Hymne „See You In Hell“, die jedem Anhänger der NWoBHM geläufig sein sollte.

Die weitere Geschichte von GRIM REAPER verläuft wenig erfolgreich. Es folgen mit „Fear No Evil“ und „Rock You To Hell“ noch zwei weitere Longplayer, die via RCA veröffentlicht werden. In der abflauenden NWoBHM und der starken Hair-Metal-Konkurrenz, verkommen die beiden Releases zu Ladenhütern. 1988 sind GRIM REAPER Geschichte.

Die bekannten Undergroundspezialisten vom Keep It True buddeln Steve Grimmet aus und 2006 steht er auf der Bühne in Lauda-Königshofen. Zwei weitere Werke folgen als STEVE GRIMMETT’S GRIM REAPER, ehe der Gesundheitszustand von Grimmet sich immer weiter verschlechtert. Eine aggressive Infektion sorgt dafür, dass er sein rechtes Bein 2017 unterhalb des Knies verliert. 2019 ist er auf dem Bang Your Head Festival im Rollstuhl sitzend zu erleben. Im August 2022 verstirbt Steve Grimmet mit gerade einmal 62 Jahren. „See You In Hell My Friend“ und R.I.P. Steve Grimmet.

Shopping

Grim Reaper - See You in Hell [Vinyl LP]bei amazon31,48 €
18.09.2024

Ein Leben ohne Musik ist möglich, jedoch sinnlos

Shopping

Grim Reaper - See You in Hell [Vinyl LP]bei amazon31,48 €
Grim Reaper - See You in Hell/Fear No Ebei amazon59,99 €
Grim Reaper - See You In Hell [JP Import]bei amazon44,40 €

Interessante Alben finden

Auf der Suche nach neuer Mucke? Durchsuche unser Review-Archiv mit aktuell 37043 Reviews und lass Dich inspirieren!

Nach Wertung filtern ▼︎
Punkten
Nach Genres filtern ►︎
  • Black Metal
  • Death Metal
  • Doom Metal
  • Gothic / Darkwave
  • Gothic Metal / Mittelalter
  • Hardcore / Grindcore
  • Heavy Metal
  • Industrial / Electronic
  • Modern Metal
  • Off Topic
  • Pagan / Viking Metal
  • Post-Rock/Metal
  • Progressive Rock/Metal
  • Punk
  • Rock
  • Sonstige
  • Thrash Metal

Kommentare