Als ich im vergangenen Jahr zum ersten Mal den Klängen von „Charles Taze Russell“ lauschen durfte, wusste ich, dass man von den Schweden GRIFTEGÅRD Großes für die Zukunft erwarten darf.
Was die fünf Schweden hier in fast 20 Minuten auf einer simplen CD fabrizieren, kann ergreifender kaum sein. Schon mit den ersten Klängen entwickeln sich düstere Bilder, die einen in eine alte, verfallene Kapelle führen, die in wenig Licht getaucht ist. Irgendwo weit außerhalb jeglicher Zivilisation, auf einem unberührten Platz in den schwedischen Wäldern. Das ist greifbare und durchdringende Spiritualität auf einem perfektionierten Level.
Mal innehaltend, dann ausbrechend, aber dennoch fortwährend stampfend und groovend, drängt sich die Melodiösität und Rhythmik in die Magengrube und hinterlässt einen intensiven Druck. Sänger Thomas Eriksson trägt hierbei die Musik GRIFTEGÅRDs durch sein einzigartig variables Organ. Ob nun hochstimmig klar und erleuchtet bei „Charles Taze Russell“ oder tief und hoffnungslos in „Paul Gustave Doré“ – der sakrale Geist wird passend zelebriert. Mehrstimmige Passagen werden gezielt eingesetzt und ummanteln die Schwere, die durch markante schleppende Riffs mit den kraftvollen, auf den Punkt akzentuierten Drums manifestiert wird. Wenn dann noch ein zweistimmiges Gitarrensolo wie in „Paul Gustave Doré“ tief in den Kern einschneidet, dann kann man wohl von purer Atmosphäre sprechen, die durch tragende symbolisch-religiöse Textpassagen wie „Man can not suffer enough for His sins. Man can not suffer enough for the nails.“ noch perfektioniert wird. Ohne Vergleiche ziehen zu wollen, bin ich der festen Überzeugung, dass solch origineller und imposanter Doom mit religiösem Aspekt, wie ihn GRIFTEGÅRD hier präsentieren, nur zuletzt von CANDLEMASS auf so meisterhafte Weise gespielt wurde.
Kein Wunder, dass die auf 500 Kopien limitierte „Psalm Bok“-LP binnen kürzester Zeit vergriffen war. Um die Wartezeit auf das bevorstehende Debüt-Album zu verkürzen, wurden nun die beiden Hommages an Bibelforscher Charles Taze Russell und Maler Paul Gustave Doré auf Digisleeve-CD wiederveröffentlicht. Man kann mehr als gespannt sein, mit was uns GRIFTEGÅRD dann beehren werden.
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