Grift - Dolt Land
Review
Dass der schwedische Alleinunterhalter Erik Gärdefors mit seinem Projekt GRIFT stets nah an einem recht folkloristischen, natürlichen Sound war, verdeutlichte sich schon mit dessen letzten Alben „Arvet“ und „Budet“. Mehr aber noch mit den beiden akustischen EPs „Vilsna Andars Boning“ und „Vilsna Andars Utmark“, an welche der Musiker mit seinem aktuellen Werk „Dolt Land“ erstmals als Full Length anknüpft. Keine flirrenden Riffs, Tremolo-Gitarren oder gar Blast Beats mehr, stattdessen noch mehr Fokus auf Eskapismus in eine naturbestimmte Welt und die eigenen, vielleicht verklärten, Erfahrungen mit Mutter Natur.
Traumreise durch die Natur
Im Ergebnis heißt das, dass GRIFT hier letztendlich sechs Stücke präsentieren, in deren Klangbild Akustikgitarre und Melodica vorherrschend und eindeutig bestimmend sind. Erstere sorgt für den Rhythmus, Letztere zieht die marginal wogenden Wellen ins stehende Gewässer und bildet die feine Klangfarbe heraus. Dadurch entsteht schon beim Opener „Silverne Stig“ eine Atmosphäre aus alten Seemannsgeschichten aus dem Mund eines sterbenden Mannes, der sehnsüchtig von den Erlebnissen aus alter Zeit erzählt. „Dolt Land“ hinterlässt keine grauen Gefühle, sondern mehr einen melancholischen Blick auf Schönheit und Vergänglichkeit der Natur.
Häufig werden die Stücke durch zwitschernde Vögel, das Rauschen des Waldes oder des Meeres eingeläutet, doch bevor sich GRIFT in zu starke Ambientlastigkeit entwickeln, tragen die süßen Gitarrenmelodien die Songs weiter auf die offene See. Am Mikrophon agiert Gärdefors in einem breiten Spektrum. Seltener genauso sensibel zerbrechlich wie es die Songstrukturen weißmachen könnten, häufiger im harschen aber mitfühlenden Kontrast zur Musik. Trotz des auf Albumlänge neuen, durchaus gelungenen Ansatzes, hat das vierte Album des Skandinaviers eine entscheidende Schwäche: alle sechs Stücke schwimmen vom Teint im selben Fahrwasser.
„Dolt Land“ fährt stets auf demselben See
Wer also etwa in „Nattens Pilgrim“ einen mit Fingerspitzengefühl herausgearbeiteten Folk-Song erkennt, der wird einen Ähnlichen auch in „Evas Backe“ oder „En Hemskog“ finden. Das macht „Dolt Land“ zwar zunächst nicht wirklich per se schlechter, aber als geschlossene Einheit doch eindimensionaler. Das fällt ohne metallische Trademarks womöglich noch stärker auf, lässt sich aber auch nicht ganz so einfach wegwischen. Daher bleibt ein besonderes Album mit guten Songs, die aber in der Gesamtbetrachtung zu sehr auf einem Level arbeiten.