Grey Season - Septem

Review

Einigermaßen frisch vom Euroblast 2014 zurückkehrend, will mir dank drei Tagen progressiver Musik ein Gedankengang noch immer nicht aus dem Kopf: „Instrumental wäre das doch irgendwie schöner.“ Genau, das hat schon so manchem Prog-/Djent-Riff gut getan.

Nicht schöner, aber zumindest bekömmlicher würde es sich bei so mancher Brüllorgie auf dem Debüt-Re-Release der Kölner/Dormagener Gruppierung GREY SEASON verhalten. Diese bieten auf „Septem“ eine erstaunlich homogene Mischung aus Prog, Core und Rock-Elementen, angereichert mit einer saftigen Portion Sludge, die das Ganze erst so richtig appetitlich macht. Technisch versiert komponiert, dann noch gut produziert und fertig ist das druckvolle Endprodukt. Fast. Denn Sänger Blazej Lominski schreit das Ganze eben noch ordentlich zu. Nach ausgiebigen Hördurchläufen erkennt man aber bald die Unfairness dieser Pauschalisierung. Bereits in „Therion Pt. II: Behold A Pale Horse“ wird man mit der vollen Breiseite von corigem Gescreame über glasklare Clean-Passagen bis hinzu kratzigem Sandra-Nasić-Klagegesang (aus den Zeiten, als die GUANO APES noch Musik gespielt haben) bedient. Hier wird sich an Vielem versucht, was heute zahlreichen Post-Hardcore-Jammerlappen misslingt – und mit Bravour gemeistert, denn selbst besagte Zuschrei-Passagen kommen über weite Strecken noch mit hervorspeiendem LAMB-OF-GOD-Touch daher. Auch wenn ich mancher Gitarre auf „Septem“ mehr Raum gönnen würde: Daumen hoch für gekonnte Vielfalt.

Musikalisch bietet man überdurchschnittlich fettes Downtune-Riffing, das im richtigen Moment den Übergang zum Songdienlichen nicht scheut. Gepaart mit trockenem St.-Anger-Snareklang sorgt die enorme Druckwelle letztendlich sogar für manch charmanten Groove-Metal-Moment. Umso trauriger daher, wenn sich gelegentlich ein paar mehr als ausgelutschte Breakdowns auf die Platte verirren. Dafür wird aber auch mit der berüchtigten Guckt-mal-was-ich-alles-kann-Zutat nicht gegeizt: Mellotron-Interludium („Therion Pt. III: Behold A White Horse“), ein Hauch von Jazz („P.A.F.“) oder ein überraschend melodisches Gitarrensolo („Crown Of Decay“, eigentlich mit die größte Walze der Scheibe).

Die logischen Verknüpfungen gelingen GREY SEASON dabei vielleicht nicht immer in perfektionistischer Weise und nicht jedes Riff schreibt den Prog Metal neu, aber um mal zum Fazit zu kommen: Für ein Erstlingswerk solcher Genreclasher ein starkes Stück Musik, mit hohem Im-Auge-behalten-Faktor. See you at Euroblast, maybe?

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27.10.2014

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