Bei „Monster Mind“ handelt es sich um das zweite Album der Hard-Rock-Band GREY MONDAY. Das Cover, welches ein Gehirn mit Monsterfratze zeigt, das mit einem Messer auf die Erde einsticht, hat mich zunächst mal abgeschreckt. Die eher humoristisch-ironische Grafik weckt aber falsche Assoziationen: Statt derer wird der Hörer mit teilweise klassischem Hard Rock, teilweise besonderen Variationen des Genres überrascht.
Dieses Teils-Teils durchzieht das gesamte Album: Das Ganze beginnt mit einem vielversprechenden Intro, das in Ansätzen an den Live-Instrumentalpart von U2s „Bloody Sunday“ erinnert. Leider wird dieses Versprechen im Folgenden nicht gehalten. Die ersten Songs finde ich persönlich eher langweilig und zu sehr dem Genre verhaftet, dabei zu großen Teilen wenig melodiös und mitreißend. Die Refrains in der Komposition sind zu simpel gestrickt, um mich wirklich zu begeistern. Teilweise ist mir auch die instrumentale Grundmelodie zu positiv für den dazugehörigen Text (Beispiel: „Stress“), so dass auch die interessante Einbringung weiblicher Backing Vocals die Nummer nicht retten kann. Darüber hinaus zerren die Instrumente durch aufdringliche Spielweise ohne richtige Melodie ein wenig an meinen Nerven, was noch über die bloße Belanglosigkeit hinausgeht. Da kann auch die Rock-Ballade „Stormy River“ nicht wirklich berühren.
Dieser Eindruck sollte sich jedoch in der zweiten Albumhälfte grundlegend ändern (eher ungewöhnlich in dieser Reihenfolge). Mit „Impression Betrayed“ zeigen GREY MONDAY, was sie kompositionstechnisch tatsächlich drauf haben – wenn sie denn wollen. Der Song beginnt vergleichsweise hart, geht aber in eine langsamere Melodie über, um mit dem Gesang erneut in einen härteren Gang zu schalten. Durch die häufigen Takt- und Tempo-Wechsel hat der Song etwas Progressives, was für viele Teile des Albums gilt – nur dass dieses Element ab hier in meinen Augen sehr viel gezielter eingesetzt wird. Weitere gute Songs sind „Dirty Thoughts“, die bessere Rock-Ballade des Albums „Need“, „Global Eyes“ sowie das orchestrale Intro „Nature’s Wayward Child“ zum finalen Song „Feed It“. Bei diesen Songs spielt die Band ihre Stärken voll aus. Diese bestehen aus einer vielfältigen Mischung aus Gesang und Instrumenten; Melodie und Härte. Der Sänger Patrik Pfister hat eine sehr raue, markante Stimme, die er sowohl bei härteren als auch in ruhigeren Parts immer zur aktuellen Stimmung passend einsetzt. Auf instrumentaler Ebene wird deutlich, dass die einzelnen Bandmitglieder sehr gut herauszuhören sind. Insbesondere das Schlagzeug ist mir auf diesem Album vermehrt aufgefallen, was sonst eigentlich eher selten der Fall ist. Gleiches gilt für die Kombinationen mit dem Bass und die zumeist darauf folgenden Gitarrenmelodien. Hier sind die Instrumente nicht mehr nervend, sondern fast durchweg mitreißend. Ebenso spannend finde ich den erneuten Einsatz der weiblichen Stimme in „Global Eyes“, davon hätte ich mir fast noch mehr gewünscht.
Insgesamt handelt es sich also um ein durchwachsenes Album, das nach einem schwierigen Start zeigt, wohin es mit der Band in Zukunft gehen könnte, und das zahlreiche Highlights aufweist. Für Freunde von progressiver, innovativer Musik oder ganz klassischem Hard Rock ist „Monster Mind“ wahrscheinlich einen Versuch wert – zumindest jeweils zur Hälfte.
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