Grendel's Sÿster - Katabasis Into The Abaton / Abstieg In Die Traumkammer

Review

GRENDEL’S SŸSTER veröffentlichen ihr Debütalbum „Katabasis Into The Abaton / Abstieg in die Traumkammer“. Welche Schwester?

GRENDEL’S SŸSTER – die Geschichte beginnt in Frankreich

Nach einer Reihe improvisierter Jamsessions in den französischen Vogesen gründeten sich 2015 GRENDEL’S SŸSTER – und stammen aus Stuttgart. Die Band besteht aus Sängerin Caro, Gitarrist/Songwriter Tobi, Schlagzeuger Till und Bassist Simon. 2017 wurde die Single „Night Sea Journey / Sayings Of The High One“ veröffentlicht. Dieser folgte ein Jahr später die EP „Orphic Gold Leaves / Orphische Goldblättchen“, 2019 die „Myrtle Wreath / Myrtenkranz“-EP. Inzwischen sind die Schwaben bei Cruz Del Sur Music unter Vertrag.

Eine Besonderheit ist, man kann es von den Titeln ablesen, dass GRENDEL’S SŸSTER seit den EP’s die Songs jeweils in Englisch als auch in ihrer Heimatsprache veröffentlichen. Der Tradition folgt nun auch das zwischen 2022 und 2023 im Soundmann Studio in Stuttgart mit Mitch Meister aufgenommene „Katabasis Into The Abaton / Abstieg in die Traumkammer“ (in der digitalen bzw. CD-Version).

„Katabasis Into The Abaton / Abstieg in die Traumkammer“ – ein ursprüngliches Gebräu

Sarah Ann von SMOULDER, zu denen eine starke musikalische Nähe besteht, bringt es ganz gut auf den Punkt: „Ursprüngliche, bardische Hymnen für Waldbewohner“. Der Musik von GRENDEL’S SŸSTER liegt ein exzentrischer Grundcharakter zugrunde.

GRENDEL’S SŸSTER spielen eine grenzüberschreitende wie schlüssige Mischung aus Epic Metal, Proto Metal, Krautrock und Folk. Letzteres insbesondere in melodischer und ästhetischer Hinsicht. Ein ursprüngliches, archaisches Gebräu, das zurückführt in die Siebziger wie frühen Achtziger. Retro durch und durch, natürlich eigenwillig kauzig, knüpft der Sound an längst vergangene Tage an.

Inhaltlich besingen GRENDEL’S SŸSTER keine epischen Schlachten oder Helden. In „Katabasis Into The Abaton / Abstieg in die Traumkammer“ geht es um esoterische und introspektive Themen. Reisen ins Unbekannte, Begegnungen mit dem Jenseitigen. Und doch ist da auch immer der ewige Kampf zwischen Licht und Dunkelheit. Die Erforschung des menschlichen Geistes und seiner Verbindung mit dem Alten und Mystischen.

GRENDEL’S SŸSTER mischen alten Epic Metal der raueren, düsteren wie melodischen Seite wie MANILLA ROAD, CIRITH UNGOL, THE WEIRD LORD SLOUGH FEG und alte MANOWAR, also weniger die monumentale, bombastische Seite des Genres, mit erdigem Folk und Rock wie THE WATERSONS, PLANXTY und ZUPFGEIGENHANSEL. Das vielseitige wie abwechslungsreiche Fundament ist heavy, melodisch, psychedelisch wie folkloristisch, mit epischer Atmosphäre fernab jeglicher Theatralik.

„Boar’s Tusk Helmet“ („Eberzahnhelm“) eröffnet dynamisch wie melodisch das Album. Der weibliche Gesang von Caro ist warm, intensiv hypnotisch und kraftvoll, fernab von heroisch hoch. Die ist Gitarrenarbeit stark, die Rhythmen verspielt. „The Plight Of A Sorcerer“ („Die Bürde des Schwarzkünstlers“) lebt von bluesigen Gitarren, mitreißendem Refrain und dem psychedelischen Ende. In „Rose Arbor“ („Rosenhag“) ist der Gesang erzählerisch und steht im Mittelpunkt, die Instrumente spielen zurückhaltender und folkiger. Für Kontrast sorgt dann wieder das kompakte „Night Owl’s Beak“ („Nachteulenschnabel“). Melodische Gitarren lassen zunächst an die NWOBHM denken, der hymnisch angelegte Song ist flott treibend und angenehm hart. „Golden Key (Won’t Fit)“ („Güldenes Schlüsselein (klemmt))“ sorgt dann wieder für Dynamik und Spannung im Songfluss. Eine ätherische Ballade mit Akustik-Gitarre, Flöte im Hintergrund als auch Mellotron. In dem Stück erinnert die Stimme von Caro jener von Grace Slick (JEFFERSON AIRPLANE). Doomig geht es weiter mit „The Fire That Lights Itself“ („Unentfacht Flammend“), geprägt von schwerer, düsterer Eleganz und nahöstlicher Gitarrenharmonie am Anfang. Hier erreicht Caro die höchsten Töne des Albums. „In Praise Of Mugwort“ („Beifußwiese“) geht stark Richtung Prog Rock der Siebziger, hier stechen insbesondere die detailverliebte Gitarrenarbeit als auch der kraftvolle, direkte Gesang hervor, während Bass und Schlagzeug ein präzises rhythmisches Fundament bilden. Abgeschlossen wird „Katabasis Into The Abaton / Abstieg in die Traumkammer“ von „Cosmogony“ („Kosmogonie“) in der Schnittmenge von Epic wie Doom Metal.

GRENDEL’S SŸSTER überzeugen insbesondere in ihrer Muttersprache

Musikalisch sind die deutschen Versionen identisch mit den Englischsprachigen. Caros Gesang ist in ihrer Muttersprache noch stärker, kommt ihre Stimme in ihrer Muttersprache mit mehr Ausdruck besser zur Geltung. Der archaische Charakter kommt stärker zum Tragen.

Gute Weiterentwicklung

GRENDEL’S SŸSTER haben sich gut weiterentwickelt. Verglichen mit ihren vorherigen Werken ist „Katabasis Into The Abaton / Abstieg in die Traumkammer“ abwechslungsreicher, schwerer wie schneller. Die Grenzen des musikalischen Ausdrucks wurden nochmals erweitert. Auch Caro überzeugt mit ihrem Gesangtimbre inzwischen mehr und schlüpft, je nachdem, was der Song erfordert, immer wieder in verschiedene Rollen. Gleichzeitig haben GRENDEL’S SŸSTER ihren Eigensinn bewahrt. „Katabasis Into The Abaton / Abstieg in die Traumkammer“ ist ein authentisches Werk mit ursprünglichem, mystischem wie organischem Charakter, gleichzeitig intim wie weitläufig, episch wie beschaulich.

09.08.2024

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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1 Kommentar zu Grendel's Sÿster - Katabasis Into The Abaton / Abstieg In Die Traumkammer

  1. Lysolium 68 sagt:

    Habe bislang nur den ersten Song gehört aber das ist schon hammer. Die Sängerin singt so frisch neben der Kappe.
    Extrem charmant!😍