Es soll ja Leute geben, denen scheinen 20 Finger gegeben, um ihrer gottgegebenen Destination, der technischen Perfektion des Gitarrenspiels, zu folgen. Jene jedoch büßten bislang nur allzuoft Teile ihres Herzens ein und erlagen ihrer Sucht, die Finger wie im Wahn über die schwirrenden Drähte tanzen zu lassen, allein fokussiert auf Geschwindigkeit und Präzision. Nicht so Greg Koch, obwohl er zweifelsohne zu oben genannter Spezies gehören dürfte. Neben dudelnden, frickelnden, irwitzig rasanten Läufen von Bund zu Bund seines Körperteils namens Stratocaster, finden sich immer wieder geduldige, gandenlos romantische oder gemessene Stücke, die einen weiten Bereich zwischen erstklassigem Blues, Gitarren-Progrock, jeder Menge Jazz und ein wenig Oldschool-Heavymetal („Albert’s Back“) abdecken. Die bis auf das Cover von „Spanish Castle Music“ (im Original von Gitarren-Papst Jimi) allesamt instrumentalen Stücke bieten durchweg gute Unterhaltung: Technisch geniale Jagden über das Griffbrett wie der Opener „Zoiks“ oder das folgende „Spank It“ lassen jedem halbwüchsigen Sportgitarristen das Blut in den Adern gefrieren. Legere Blues-Ergüsse hingegen wie der „Chief’s Blues“ (der Titel spricht Bände!) oder „Absinthe“ bieten einen anspruchsvollen Hintergrund für eine dunkel verrauchte Jazz-Kaschemme, in der eine abgehalfterte Bardame dem letzten Gast den finalen Schluck Jack Daniels kredenzt, während der Schenk den Zigarrenstummel im Ascher erstickt und nun die Dollars zählt. Selbst Bassarbeit und Schlagzeug bieten bei aller Zurückhaltung ein solides Fundament und ein cleveres Zuspiel von ergänzenden Spielbällen. Der auf dem Label von Steve Vai erschienene Longplayer ist eine leise Glanzleistung technischer und dennoch emotionaler Rockmusik. Zwischen Dire Straits und BB King, Jimi Hendrix und Led Zeppelin, zwischen Heiterkeit und Melancholie verbreitet die Stratocaster von Koch eine abwechslungsreiche Atmosphäre, die anfälligen Personen allerdings ob ihrer quirligen Dudelei oder (andernorts) auch ihrer Zähheit durchaus auf die Nerven gehen könnte.
Auch ich habe diese CD rezensiert und kann mich dir da voll anschließen.