Green Oracle - Green Oracle

Review

Am 31. Mai erschien das selbstbetitelte Debütalbum der Band GREEN ORACLE. Zunächst scheint die Platte des toskanischen Qartetts mit gerade einmal drei Tracks eine 30-minütige Reise durch psychedelische Landschaften zu sein. Doch reden wir hier nicht einfach von Psychedelic Rock, sondern von Psychedelic Stoner Doom. Eine Verbindung aus zwei Genres, die meist mit langen Kompositionen verbunden werden. Also verdoppeln wir die erwartete Laufzeit und kommen mit knapp einer Stunde (57:39) auf die reale Laufzeit. Eine Stunde Laufzeit mag für den einen oder anderen nach einem Monstrum klingen, doch geben GREEN ORACLE uns einen Zeitvertreib durch die subtile Botschaft „Please Do Hallucinogens“ mit auf den Weg.

PINK FLOYD-esque Synthies treffen auf großartige Vocalperformances

Die ersten Synthie-Noten, die im Opener „Please“ erklingen, erinnern stark an Richard Wright auf dem Track „Shine On You Crazy Diamond, Pts. 1-5“ von PINK FLOYD. Ein durchaus positiver Vergleich. Im weiteren Verlauf des Albums zeigt sich, dass GREEN ORACLE ein riesiges Talent dafür haben, mit Synthesizern und Percussions eine großartige psychedelische Atmosphäre aufzubauen. Besonders herausragend sind die Vocalperformances im zweiten Track „Do“. Guilia Mannocci beschwört mit ihrer Interpretation eines traditionellen Schamanengesangs eine gänsehauterregende, rituelle Atmosphäre, die auf ein höheres Level gehoben wird, wenn die Bandkollegen gesanglich mit einstimmen.

Synthesizer wie PINK FLOYD, Bässe wie „… And Justice For All“

Der größte Schwachpunkt könnte die Achillesferse des ganzen Albums sein. Der Makel liegt in der Garde des Fuzz-Orchesters, genauer, im kaum vorzufindenden Bass. Wenn die Gitarren auffällig weniger Druck erzeugen als die Synthesizer, läuft etwas schief. Gerade im Stoner-Bereich ist es wichtig, dass die Musik in den tiefen Frequenzen etwas bietet. Wie sagte einst Wolfgang Amadeus Mozart: „Erst wenn der Subwoofer die Katze inhaliert, fickt der Bass richtig übel.“

Natürlich könnten produktionstechnische Restriktionen für den Sound verantwortlich sein. Die Band heißt nicht METALLICA und hat das entsprechende Budget für eine riesige Produktion, nur um letztlich doch beim Mixen zu entscheiden, dem Bassisten den Finger zu zeigen („… And Justice For All“). Dennoch können wir das Album mit den Low-Fi-Produktionen der Aufnahmen von alten Stoner-Veteranen vergleichen. Auf den frühen Aufnahmen von KYUSS oder SLEEP gab es auch nicht das typische „Wummern“, welches wir heute auf den moderneren Aufnahmen finden. Allerings waren die Bassläufe von Nick Olivieri (KYUSS) und Al Cisneros (SLEEP) präsent.

Es ist schade, da das Momentum, was sich GREEN ORACLE mit den Synthies und Percussions aufbauen, extrem verfällt, wenn die Gitarren einsteigen. Zudem leiden die sphärischen Gitarrensoli darunter, da man die Tonwechsel des Basses kaum bis gar nicht wahrnehmen kann, sodass nur Schlagzeug, das Solo und dazwischen gähnende Leere wahrgenommen werden.

Der Sound von „Green Oracle“ wird den Ideen nicht gerecht

Zum Schluss stellt sich heraus, dass GREEN ORACLE eine sehr talentierte Band sind, auf deren Debüt sich viele großartige Ideen befinden, dessen Sound der Gitarren leider nicht den Ideen und dem Songwriting gerecht wird. Wer sich auf den Sound einlassen kann, wird definitiv nicht enttäuscht werden. Wer sich daran stört, kann sich dennoch an den kosmischen Klängen der Synthesizer satthören und bekommt dazu eine Lektion in atmosphärischen Aufbauten von langen Kompositionen, sollte der Geschmack dafür vorhanden sein.

Wo wir gerade beim Thema sind: Trotz der langen Spieldauer kommt es nicht einmal vor, dass die Musik wirklich langweilig wirkt. Die Musik ist ordentlich geschrieben, sodass genug passiert, um das Interesse des Hörers bei der Musik zu halten. Es sei denn, man steht nicht auf sehr lange Stücke und ist hauptsächlich leidenschaftlicher Grindcore-Liebhaber, dann könnte das Album doch etwas sehr getragen wirken.

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04.06.2019

"Und sonst so?"

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