Durch die zwischenzeitliche Pandemie-Zwangspause standen GREAT AMERICAN GHOST zeitweise kurz vor der Auflösung. Zu groß war der Frust über die abgesagten Konzerte im Anschluss an die Veröffentlichung ihres Albums „Power Through Terror“ vor knapp zwei Jahren. Doch das Quartett raufte sich wieder zusammen. Wie schlagfertig es aus der Krise kommt, zeigt die neue EP „Torture World“.
GREAT AMERICAN GHOST sprengen ihre Grenzen
Im Vorfeld der Aufnahmen machte sich die Band von jeglichem Erwartungsdruck frei. Die selbstauferlegten Grenzen, um in ein Genre zu passen, wollten die Post-Hardcoreler sprengen. Dieser Ansatz führte die Band zu vier gnadenlos nach vorne peitschenden Tracks, die hier und da eine experimentelle Schlagseite offenbaren.
„Kingmaker“ steigt zu Beginn mit dissonanten, leicht djentigen Riffs ein, bevor GREAT AMERICAN GHOST mit massiven Grooves zum Schlag ausholen. In dreieinhalb Minuten feuert die Band aus allen Rohren und lässt dabei keinen Stein auf dem anderen. Die druckvolle Produktion von Will Putney trägt ihren Teil dazu bei, dass Hörenden ordentlich die Ohren durchgepustet werden.
Der anschließende Titelsong steigt mit einem ruhigen Intro ein, das eine mystische Atmosphäre aufbaut. Kurz darauf durchbricht ein schmetternder Breakdown die verträumte Stimmung. Im Refrain holt Frontmann Ethan Harrison seinen Klargesang raus, der die Melancholie des Intros aufgreift und konsequent fortsetzt. Dieses Wechselbad der Gefühle zieht die Band den gesamten Song über durch, was den Spannungsbogen aufrechterhält.
Auf „Torture World“ gibt es viel zu entdecken
Im folgenden „Womb“ drehen GREAT AMERICAN GHOST in eine ganz andere Richtung auf. Der erratische Track kommt mit pfeilschnellen Riffattacken daher, die nur von einem super schleppenden Breakdown unterbrochen werden, der jeden Nacken zum Brechen bringen dürfte. Mit nicht einmal drei Minuten kommt der Song zudem ohne Umschweife auf den Punkt. Definitiv der knackigste Track der EP.
Zum Abschluss der Vier-Track-Scheibe greift die Band in „Death Forgives No One“ die experimentellen Klänge des Titelstücks wieder auf. Neben schwebenden Gitarren-Leads mit jeder Menge Hall, setzt Harrison noch einmal voll auf Klargesang, der hier noch eingängiger daherkommt.
In nur vier Songs verpacken GREAT AMERICAN GHOST jede Menge Ideen, die von brutaler Härte bis zu dichter Atmosphäre eine große Bandbreite an musikalischem Ausdruck umfassen. Obwohl sich „Torture World“ problemlos als Post-Hardcore klassifizieren lässt, ist es zu jeder Sekunde spürbar, dass die Band sich zukünftig kein bisschen um Genregrenzen scheren wird. Und das ist gut so.
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