Graveyard - Hold Back The Dawn

Review

GRAVEYARD waren bisher eher ein Kandidat für die Kategorie „Echt gut, aber irgendwas fehlt“. Oder aber wie es Kollege Wischkowski seinerzeit im Review zu „The Sea Grave“ formulierte: „Sehr gut, aber nicht essentiell.“ Doch diesen Eindruck korrigieren die Herren nun mit Nachdruck auf ihrem neuen Werk „Hold Back The Dawn“.

Dabei werfen die Spanier jetzt keinesfalls alles über den Haufen, absolut nicht. Nach wie vor setzen GRAVEYARD auf Old School Death und pendeln dabei zwischen Raserei mit Stil und getragenem Midtempo. Auch der wie gewohnt leicht verwaschene Sound stört mal wieder keineswegs sondern passt prima zu dieser Art von Mucke. Und die schwankt weiterhin zwischen düsterem Tod und melodischer Erhabenheit.

GRAVEYARD mit dem berühmten Schritt nach vorne

Doch vor allem diese genialen Melodien begeistern immer wieder, die haben einen ganz eigenen Charakter und heben GRAVEYARD deutlich aus der Todesblei-Masse hervor. Und sie haben immer wieder einen leichten Heavy-Metal-Touch. Diese viele kleinen feinen Ideen, sehr detailliert ausgearbeitet und ausgefeilt eingebettet, ergeben ein hochinteressantes Ganzes. Und GRAVEYARD geizen keineswegs mit ihren guten Einfällen, sondern verbraten jede Menge davon in jedem einzelnen Song.

Um jedoch Missverständnissen gleich mal vorzubeugen, das hier ist kein Melo Death, sondern „richtiger“ Death Metal , nur eben mit einer ordentlichen Portion melodischer Elemente. Wobei ein Track wie „Of Extant Cults And Living Terrors“ gelegentlich schon die Schwelle zum Melodic Death streift. Das monolithische „Hurled Unto Damnation“ glänzt gelegentlich sogar mit der düsteren Dramatik richtig alter THERION. Dieser feine zähe Batzen überrascht und überzeugt auch mit einer Prise Klargesang. Und im abschließenden „Madre De La Noche“ streuen GRAVEYARD sogar ein paar wohl dosierte NAGLFAR-Melodien ein.

Zwischen düsterem Tod und melodischer Erhabenheit

Natürlich kann man gewisse alte klassische Einflüsse auch weiterhin ganz klar identifizieren. Aber GRAVEYARD sind schon recht eigenständig unterwegs, setzen nicht auf eher stumpfe Brutalität sondern viel mehr auf andere Aspekte. Die melodischen Elemente wurden also im Vergleich zu den bisherigen Werken noch ein Stück ausgebaut und hieven „Hold Back The Dawn“ auf ein anderes höheres Niveau. GRAVEYARD entfernen sich damit ein Stück weit von ihrem bisherigen Stil und klingen manchmal eher wie der finstere Bruder von BRUTALITY.

Man attestiert Bands ja gerne mal bei einer neuen Scheibe den berühmten Schritt nach vorne, aber auf GRAVEYARD trifft diese Aussage wirklich zu. Die Spanier haben mit ihrem vierten Longplayer sicher kein neues Genre erschaffen, aber sie zielen konsequent und absolut überzeugend in eine feine Richtung.

11.09.2019
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