Graveyard Ghoul - Tomb Of The Mouldered Corpses

Review

Ohne zu viel meckern zu wollen und ohne privat ausschließlich Kassetten aus den späten Achtzigern und frühen Neunzigern zu hören: Im Metal hat sich das Prädikat „oldschool“ ja irgendwo schon als Gütesiegel durchsetzen können – was nicht immer gänzlich positive Auswirkungen nach sich gezogen hat. So prägte „oldschool“ als Schlagwort eine Zeit lang jedes zweite CD-Cover, deren Protagonisten mal an den frühen Werken von AUTOPSY oder GRAVE vorbeigelaufen sind und als Metalfreund – und erst recht als Rezensent – ist man mit der Zeit misstrauisch gegenüber Scheiben und Bands geworden, die in der Bandinfo des Labels oder auf der bandeigenen Facebookseite als wahnsinnig oldschool beworben werden – zu oft ist dabei nur ein weiteres, langweiliges Standardalbum herumgekommen, bei dem sich „oldschool“ auf eine Handvoll Schuldiner-Gedächtnisriffs beschränkte.

Und dann wandert mir unangekündigt, unverhofft und (obwohl die Band aus Oldenburg und Westerstede praktisch aus meiner Nachbarschaft kommt) ohne jemals zuvor davon gehört zu haben, ein musikalisches Kleinod mit dem Titel „Tomb Of The Mouldered Corpses“ von einer Band namens GRAVEYARD GHOUL auf den Schreibtisch. Viel ist von dieser Band noch nicht bekannt, 2011/12 wurde stilecht ein Demotape namens „Necrocult“ aufgenommen, Ende 2012 wurde dann das Debütalbum „Tomb Of The Mouldered Corpses“ via Final Gate Records auf CD und, wiederum stilecht, Tape veröffentlicht. Wenn dann auf der Facebookseite der Band auch noch solche Schlagworte wie AUTOPSY, frühe DEATH, SLAUGHTER LORD, DARKTHRONE oder frühe MORBID ANGEL fallen, ist’s trotz aller Vorsicht geschehen: Es hat mich doch wieder gekriegt, diese olle Oldschool-Schublade. Gnarf.

Glücklicherweise handelt es sich bei GRAVEYARD GHOUL um eine Band, bei der drin ist, was drauf steht: Eine Kategorisierung hinsichtlich amerikanischem oder schwedischem Death Metal, hinsichtlich Brutal oder Melodic Death Metal ist hinfällig – GRAVEYARD GHOUL orientieren sich musikalisch nämlich dort, wo die ganze Chose einfach noch ‚Death Metal‘ hieß. Fertig, aus. Die genannten Bands, vor allem AUTOPSY und frühe DEATH, aber aufgrund der oft stark Doom-lastigen Vorgehensweise auch die ganz frühen Werke von zum Beispiel PARADISE LOST oder ANATHEMA, sind dabei kein schlechter Vergleich, in diese Sparte lässt sich „Tomb Of The Mouldered Corpses“ gut einordnen – mit Riffing, dass stets fies und finster klingt, aber immer auch straight forward in die Fresse läuft, überflüssige technische Sperenzchen weglässt, es sei denn, sie dienen gerade dem Song. Immer präzise und immer auf den Punkt gespielt gehen GRAVEYARD GHOUL vor und wenn es sein muss, ist ein Song wie „Splattered Body“ eben mal nur eine gute Minute lang – gestreckt werden muss sowas doch nicht.

Das Material, das dabei herausgekommen ist, ist eingängig as fuck, ohne jedoch klebrig und schnell kaputtgehört zu sein und vor allem ohne den finsteren Flair zu verlieren, der „Tomb Of The Mouldered Corpses“ durchzieht. Spätestens der Sound der Platte ist dann der Mittelfinger in Richtung der als oldschool verkauften Plastikproduktionen – der Klang ist nicht nur eine Hommage oder eine bloße Imitation der alten Klassiker, sondern klingt vollkommen authentisch, wie von einem (gut gemachten) Demotape genommen und hat durchaus seine eigene Note – wie alles auf dem Album übrigens.

GRAVEYARD GHOUL ist eben nicht nur eine Band, die aus heutiger Perspektive die alten Dinger nachspielt … GRAVEYARD GHOUL ist eine Band, die sich ihren eigenen Stil und ihren eigenen Sound erarbeitet hat, welcher eben einfach eine kleine Zeitreise darstellt. Vielleicht ist nicht jedes Riff ein Volltreffer, und ja, vielleicht hat man den einen oder anderen Fetzen schon mal hier und dort gehört – geschenkt. Das ändert nämlich nichts daran, dass „Tomb Of The Mouldered Corpses“ bisher das vielleicht authentischste Oldschool-Death-Metal-Album dieses Jahrzehnts darstellt. Trotz kleiner Fehlerchen, die man als Kritikpunkte anbringen könnte, die das Ganze aber ja eigentlich auch nur authentischer wirken lassen. Gerne mehr davon!

25.06.2013
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