Vor 17 Jahren tauchte die schwedische Retro-Rock-Formation GRAVEYARD am Rockhimmel auf und unterhielt ihre Fans mit Alben wie „Hisingen Blues“ oder „Lights Out“. 2016 folgte die überraschende Auflösung, ein Jahr später die Reunion. Seit der Reunion 2017 ist aber etwas Sand im GRAVEYARD-Getriebe und der Produktionsbetrieb anscheinend ins Stottern gekommen. Auf „Peace“ (2018) folgt fünf Jahre später das Album mit der Nummer „6“, ein schlichter Name für das sechste Werk der Schweden.
Kommt der stotternde Motor wieder auf Betriebstemperatur?
Im Schnitt alle 24 Monate ein Studioalbum zwischen 2007 und 2015. Nach der Reunion hat es keine 24 Monate bis zu „Peace“ benötigt, zwischen „Peace“ und „6“ liegen mehr als 60 Monate. Die Frage stellt sich, ob GRAVEYARD eine Pandemie-Pause eingelegt haben, oder ob die Band eine neue Ausrichtung anstrebt.
Im Retro-Rock bleiben die Herren, welche bezüglich der Bandbesetzung unverändert zu „Peace“ unterwegs ist. Allerdings ist der Sound ein anderer als auf dem Vorgängeralbum. Der Stoner-Anteil ist verschwunden, langsame, psychedelische Töne dominieren „6“. Der Auftakt „Godnatt” erinnert an Musik aus der Richtung LOU REED oder VELVET UNDERGROUND. „Twice” holt die Classic-Rock-Fans ab, die Saiten kommen zum Vorschein und es geht deutlich gradliniger als beim Opener zur Sache, das aber nur knappe drei Minuten.
Ob “I Follow You”, „Breathe In Breathe Out“ oder „Sad Song”: GRAVEYARD haben sich anscheinend in den vergangenen fünf Jahren vor allem von Diskografien verschiedener Psychedelic-Rock- und Blues-Rock-Bands der 60er und 70er Jahre inspirieren lassen.
Das psychedelische Elemente sich gut mit Hard-Rock-Komponenten kombinieren lassen, das zeigt „Just A Drop“ und ein Hauch von JIMMY HENDRIX oder THE DOORS wabert aus den Boxen. Leider bleiben derartige Ansätze die Ausnahme, GRAVEYARD mögen es auf „6“ langsam und getragen, auch wenn sich zum Beispiel „No Way Out“ oder „Rampant Fields” im hinteren Teil vom Gesang steigern. Eine Ekstase im JANIS JOPLIN-Style liefert Joakim Nilsson nicht.
Nummer „6“ ist ein Rock-Album für einen Abend am Kamin
GRAVEYARD liefern mit „6“ den Soundtrack für die dunkle Jahreszeit, wo die Menschen sich mehr in ihre vier Wände zurückziehen und bei einem Glas Wein am Kamin der Musik lauschen. Die LP ist etwas für Fans von psychedelisch-rockigen Tönen. Heavy Rock, wie ihn zum Beispiel KADAVAR aus Berlin liefern, gibt es auf dem neuen Album nicht zu hören. Die rockige Vielfalt, welche GRAVEYARD bei ihren bereits genannten Alben zeigte, ist etwas abhandengekommen.
Sehr schade. Zur Zeit von „Hisingen Blues“ waren die soweit ich mich erinnere
richtig heißer Haufen. Ich dachte echt die starten voll durch und dann waren
die plötzlich total ins Aus geschossen. Da sind die Rival Sons doch beständiger.