Graves At Sea - The Curse That Is

Review

Wenn gut Ding wirklich Weile haben will, so sollte es für „The Curse That Is“ eigentlich problemlos zum Album des Jahres reichen. Für GRAVES AT SEA ist es nämlich nach zahlreichen 7″, Splits und Demos tatsächlich das lang ersehnte Debütalbum, stolze 14 Jahre nach der Bandgründung im Jahre 2002. Natürlich war der Weg kein leichter: Umzüge, Line-Up-Wechsel, zwischen 2008 und 2012 gar komplett aufgelöst – man kennt das. Umso schöner, dass es nun doch noch geklappt hat mit dem Debüt. Und mehr noch, es ist sogar ein wirklich gutes geworden.

GRAVES AT SEA spielen mächtigen Death/Doom Metal mit Überlänge. Unter zehn Minuten geht hier nichts (Ausnahmen wie „The Mental Sentence“ und das Instrumental „Luna Lupus Venator“ bestätigen die Regel). Trotzdem wartet „The Curse That Is“ mit stolzen acht Tracks auf. Über die Jahre scheint sich hier einiges an Ideen angestaut zu haben, so der erste Gedanke. Und tatsächlich wird die massive Death-Doom-Oberfläche immer wieder durchbrochen von geschmackvoll-exotischen Einfällen und reduzierten aber starken Melodien. Nicht, dass es das bräuchte, denn GRAVES AT SEA haben zweifellos die ein oder andere Lektion bei SAINT VITUS und EYEHATEGOD mitgenommen. Simpelste Riffs entwickeln hier mit einem organisch walzenden Sound versehen eine Versuchung für die Nackenmuskulatur, der schwer zu widerstehen ist. Nathan Misterek erinnert stimmlich an Thomas Hubbard von HANG THE BASTARD und besetzt mit seinem heiseren Gekeife genau die richtigen Frequenzen, um nicht unter den Bass-lastigen Lawinen der Instrumentalfraktion begraben zu werden. Doom Metal wandelt traditionell auf dem schmalen Grad zwischen atmosphärischer und langweiliger Repetition. Das mit der Atmosphäre haben GRAVES AT SEA zweifelsfrei verstanden.

Und dann sind da noch die erwähnten unkonventionellen Soundexperimente, die „The Curse That Is“ noch das gewisse Etwas verleihen. Die letzten zwei Minuten von „Dead Eyes“ gehören zum Beispiel einer Akustik-Gitarre und einer unheimlich quietschenden Violine, die den Song zum Ende bringen, während sich im Hintergrund das Gitarrenfeedback bedrohlich auftürmt, wie ein Gewitter von der See. Anderes Beispiel: Bei „The Ashes Made Her Beautiful“ winden sich plötzlich klagende Bläser zwischen den Gitarrenwänden hindurch und verändern den Charakter des Songs immens. Frisch klingt das, und keinesfalls auf Tabubruch ausgelegt. Ein Fest für Doom-Puristen und Aufgeschlossene gleichermaßen.

Es ist ein Glücksfall, dass GRAVES AT SEA ihre im Verlaufe von fast 15 Jahren angesammelte Erfahrung zu guter Letzt doch noch auf eine (am Ende doch sehr lange) Platte pressen konnten. „The Curse That Is“ ist ein frühes Doom-Metal-Highlight des noch jungen Jahres und wird ziemlich sicher auch an dessen Ende noch in Genre-spezifischen Bestenlisten auftauchen.

27.03.2016
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