Ein Grab hat so etwas Rückständiges, etwas immerzu Gleiches, etwas ewig Stillstehendes. Eigentlich der perfekte Bandname, für eine Truppe, die sich seit dem Jahr 1988 dem klassischen schwedischen Death Metal verschrieben und maßgeblich zu dessen Entwicklung beigetragen hat. Doch mit ihren letzten Alben belehrt die Truppe um Frontmann Ola Lindgren ebenjenen eines Besseren, der die Kompetenzen der aktuell in Stockholm residierenden Band auf diese Art und Weise beschneidet. Betrachtet man nämlich die letzten Scheiben von GRAVE, so zeigen sich in der Tat unheimlich verschiedene Werke. Beispielsweise seien dabei nur einmal der mehr als old-schoolige Thrash-Trümmer “Dominion VIII“ oder das noch immer frische Klassik-Todesbleialbum “Endless Procession Of Souls“ genannt.
GRAVE besitzen also durchaus Entwicklungspotenzial, auch wenn die brandneu erschienene EP “Morbid Ascent“ letztlich doch eindeutig am letzten Langspieler anknüpft. Gerade die dort bereits hoch gelobte Produktion hat man hier nur mit wenigen Stellschrauben geändert, sodass die Trademarks des Vorgängers auch auf dieser EP prächtig nach vorne treten. So schaffen es die Skandinavier gleichzeitig merklich differenziert zu klingen, als auch einen unglaublichen Sägefaktor mit ins Spiel zu bringen. Etwas mehr in den Hintergrund gerückt erscheint lediglich der charismatische Gesang von Lindgren, doch das macht unterm Strich überhaupt nichts aus und kreiert dennoch ein blitzsauberes Gesamtbild.
Was allerdings so ein wenig zurückbleibt ist das etwas flaue Gefühl, das “Morbid Ascent“ mit seinen zwei völlig frischen Tracks aus Ausschussware von “Endless Procession Of Souls“ zusammensetzt, denn im Grunde bleibt der Stil gleich, die Songs haben aber nicht das komplette Killerpotenzial wie jene, die es auf die Platte geschafft haben. Vielleicht hat die EP höchstens noch etwas mehr Thrash-Einschlag, doch dieser erscheint eher marginal. Cool ist hingegen das SATYRICON-Cover “Possessed“ vom Album “Volcano“ – das geht definitiv auch im Death-Metal-Gewand.
Ob man diese EP mit zwei neuen Tracks, zwei Neueinspielungen (“Epos“ und “Reality Of Life“) sowie dem benannten Cover-Stück nun braucht, muss jeder selbst entscheiden. Zur Speerspitze des Schwedentod gehören GRAVE nach wie vor.
„Venial Sin“ ist ja mal richtig geil.