Grave Digger - Witch Hunter

Review

Unter "Blast From The Past" erscheinen jeden Mittwoch Reviews zu Alben, die wir bislang nicht ausreichend gewürdigt haben. Hier gibt es alle bisher erschienenen Blast-From-The-Past-Reviews.

Galerie mit 19 Bildern: Grave Digger - Keep It True XXIV 2024

Am kommenden Freitag liefern GRAVE DIGGER ihr neues Album “Bone Collector“ aus. Die Ankündigung von Sänger Chris Boltendahl, dass die neue Scheibe sich an den 80ern und LPs wie „Heavy Metal Breakdown“ orientiert, macht einen Blick in die lange Geschichte der Grabräuber interessant. Nach dem Debüt 1984 folgt bereits am 10. Mai 1985 der Nachfolger „Witch Hunter“. Der Zeitablauf wirft die Frage auf, ob es sich beim Zweitling um einen Schnellschuss handelt, oder ob Boltendahl und Co. noch genügend Material im Köcher hatten.

Schnellschuss oder Weiterentwicklung: der Blick auf den Nachfolger von „Heavy Metal Breakdown“

Personell gibt es bereits die erste Rotation. Bassist Willi Lackmann ist gegenüber „Heavy Metal Breakdown“ nicht mehr auf „Witch Hunter“ zu hören. Offiziell sind die Grabräuber zum Trio geworden, tatsächlich spielt René Teichgräber bei „Love Is A Game“ and „School’s Out“ den Bass, der bei den übrigen Tracks von Boltendahl selbst gezupft wird. Es gibt neun Stücke auf die Ohren, darunter drei Nummern mit einer Laufzeit von um die fünf Minuten.

Der Titeltrack eröffnet mit ordentlich Tempo. Boltendahl keift aus den Boxen und die Saiten sägen kräftig inklusive des ein oder anderen Soloparts. Wie beim Vorgänger ist Speed Metal und ACCEPT ein großer Einfluss von GRAVE DIGGER in den 80er Jahren. „Night Drifter“ knüpft nahtlos an seinen Vorgänger an, bevor „Get Ready For Power“ immer noch auf die Tube drückt, aber mit einem starken Refrain und Rhythmusvariationen zusätzliche Akzente setzt.

Die Reminiszenz an „Yesterday“ nennet sich „Love Is A Game“, das insgesamt etwas ausgereifter rüberkommt als die Ballade auf „Heavy Metal Breakdown“. Die B-Seite startet mit dem knapp dreiminütigen Tempobolzer „Get Away“. Der kalte Krieg in den 80ern fördert Lyrics wie „Fight For Freedom“, dass unorthodox mit einem Drumintro startet. So unorthodox das Ding startet, genauso ist der weitere Verlauf. Mit einer intensiveren Saitenarbeit wäre auch ein Schritt in die US-Metal-Richtung möglich.

Das Covern gelernt sein will, haben die Grabräuber Mitte der 80er Jahre noch nicht ganz verinnerlicht. ALICE COOPER und „School’s Out“ ist nicht völlig neben der Spur wir das ROLLING-STONES-Cover auf „Heavy Metal Breakdown“. Verzichtbar ist das Ding aber trotzdem, allen voran, wenn die Protagonisten in der Lage sind Sachen wie den dunklen, abwechslungsreichen Headbanger „Friends Of Mine“ zu kreieren. Der Schlusspunkt „Here I Stand“ ist etwas gradliniger als sein Vorgänger und lädt die Hörerschaft zum Mitgrölen ein.

„Witch Hunter“ in der Retrospektive

Der Zweitling von GRAVE DIGGER verfolgt ein ähnliches Konzept wie das Debüt „Heavy Metal Breakdown“. Die Ballade und ein Cover sind erneut zu finden, aber auch verschachtelte Nummern wie „Friends Of Mine“. Die Erfahrungen aus der Veröffentlichung des Debüts nutzen Boltendahl und Co. sowohl beim Songwriting wie auch für die Produktion. „Witch Hunter“ klingt im Vergleich zum Vorgänger etwas reifer und mutiger vom Songwriting, dafür nicht ganz so draufgängerisch und der Überflieger in Form von „Heavy Metal Breakdown“ fehlt ebenfalls.

Trotzdem gelingt den Grabräubern eine starke Scheibe, die aber nicht nach Perfektion strebt. Sachen wie „Get Ready For Power“, „Fight For Freedom“ oder „Friends Of Mine“ kündigen bereits an, dass hier eine Band mit ganz anderem Potential agiert als nur Haudrauf-Musik. Wer grundsätzlich etwas mit GRAVE DIGGER und dem speziellen Gesang von Boltendahl anfangen kann, der macht mit „Witch Hunter“ nichts verkehrt.

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15.01.2025

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