Es beginnt mit einer vertrauten Melodie: „Schlaf, Kindlein, schlaf'“, klimpert für knapp 20 Sekunden aus den Boxen, bevor GRAVE DIGGER auf „The Living Dead“ wie gewohnt loslegen. Der Opener des zwanzigsten Albums der teutonischen Metal-Urgesteine haut dem Zuhörer ein paar kernige Riffs und einen markanten Refrain zum Mitsingen um die Ohren – typisch GRAVE DIGGER also.
Genau so geht es auch auf dem Rest des Albums weiter. Die Herren um Sänger Chris Boltendahl liefern genau den puren und traditionellen Metal ab, den die Fans erwarten und lieben. Eingängig aber nicht anspruchslos walzen GRAVE DIGGER durch die Botanik. Vor allem Flitzefinger Axel Ritt an der Gitarre kann mal wieder durch verspielte Leads und kreative Soli überzeugen.
„The Living Dead“ – Pflichtprogramm oder Neuanfang?
Aber ist „The Living Dead“ nicht auch einfach wieder GRAVE DIGGER-Pflichtprogramm? Nun, ja, aber nicht ganz. Alle Songs sind ausgereift und es kommt selten Langeweile auf. Zwar sind die ersten sechs Tracks typische Mitsing-Hymnen, bei denen der Zuhörer unwillkürlich die Faust in die Luft reckt, lassen aber auch Raum für kleine Farbtupfer wie den leicht folkigen Refrain von „Shadow of the Warrior“ oder den abwechslungsreichen Aufbau von „Hymn of the Damned“.
Es folgen drei knackige Abrissbirnen, darunter der Song „Fist In Your Face“, der sowohl vom Rhythmus als auch vom Text her stark an MOTÖRHEAD erinnert, den Refrain aber mit einem typischen GRAVE DIGGER-Chorus einleitet. Der Rausschmeißer „Zombie Dance“ schließlich löste schon vor Release einige Kontroversen aus, da GRAVE DIGGER zusammen mit der Band RUSSKAJA an diesem Stück gearbeitet haben und einen Mix als Polka und Heavy Metal präsentieren. Das ist sicher nicht jedermanns Geschmack, als Experiment und gleichermaßen auch als tanzbarer Partysong aber völlig legitim.
Für Unruhe sorgte auch, dass Schlagzeuger Stefan Arnold kurz nach den Aufnahmen aus der Band geworfen wurde. Die konkreten Gründe werden im Statement der Band nicht genannt. An seiner guten Leistung auf „The Living Dead“ kann es jedenfalls nicht gelegen haben. Seinen Posten übernimmt in Zukunft Marcus Kniep, der in den letzten vier Jahren am Keyboard der Band stand und GRAVE DIGGER davor bereits einige Jahre als Schlagzeug-Roadie begleitete.
GRAVE DIGGER bleiben sich treu, überraschen aber auch.
Produktionstechnisch präsentiert sich „The Living Dead“ tadellos, wie man es eigentlich bei einer Band der Größenordnung erwarten darf. Lyrisch geht es um Zombies, den Kampf gegen Unterdrückung, die Schrecken des Krieges und natürlich auch den guten alten Stahl selbst. Die Inhalte sind aber größtenteils abstrakter Natur und nicht mehr so offensichtlich von Vorbildern aus Sagen oder der Historie inspiriert, wie noch auf einigen Vorgänger-Alben.
Ist „The Walking Dead“ nun also ein typisches Album von GRAVE DIGGER? Ja, denn ganz neu erfinden können und müssen sich Boltendahl und Co. nach 38 Jahren Bandgeschichte nicht. Dennoch ist der Band mit „The Walking Dead“ ein Album gelungen, das durch Qualität besticht und stellenweise auch überrascht, wie bereits bei der Listening-Session klar wurde. Vor allem macht es aber auch einfach Spaß und wird die langjährigen Fans der Band zufriedenstellen. Diese dürfen sich schon einmal auf die nächste Tour freuen und gespannt sein, welche der neuen Songs es in die Setlist schaffen. Stark genug dafür wären die meisten.
Grave Digger klingen wie Grave Digger klingen wie Grave Digger, und das im Grunde seit 30 Jahren. Wenn man das geil findet wird man eigentlich in schöner Regelmäßigkeit ordentlich bedient. Die „Tunes of War“ fand ich als junger Bub ziemlich geil und auf der instrumentalen Seite sind Grave Digger meistens ohnehin ziemlich stark, aber der Gesang bewegt mich meinstens nach 3-4 Lieder zum ausschalten. Das liegt weniger an Chris Boltendahls Kermit-der Frosch-meets-Louis-Armstrong-Stimmlage sondern viel eher an seiner graaaaaaaaaaaaaaaaaaueeeeeeeeeeeeeenhaften englischen Aussprache.
Sein Englisch ist auch bei mir seit jeher der Punkt, an dem das Fremdschämen Überhang nimmt und mein Finger die Stopp-Taste sucht.
Blind guardian oder helloween haben damals ja auch nicht mit perfektem englisch geglänzt aber das zumindest durch ne halbwegs korrekte aussprache kaschiert oder aber wie mille niedergebrüllt. Aber der boltendahl klingt nach über 30 jahren immernoch als würde er grad seine ersten gehversuche in dieser sprache machen.
Interessant ist, dass eigentlich nur wir Deutschen selbst ein Problem mit unserem Akzent haben. Auch das Englischsprachige Ausland ist diesbezüglich überwiegend entspannt. Will sagen du wirst als Deutscher weder in England, den USA oder auch Kanada für deine Aussprache ausgelacht. Und ein bisschen klingen wir tatsächlich alle so 😉
Meine Mutter ist Amerikanerin und auch ich habe trotz bilingualer Erziehung einen kleinen deutschen Akzent.
Hat mal so garnix mit Grave Digger zu tun, aber ein Kumpel von mir wurde mal in Dänemark von einem Inder wegen seiner englischen Aussprache ausgelacht 😀 😀 „Your English is very poor“ 😛
Ausnahmen bestätigen die Regel 😋