Grave Digger - Bone Collector

Review

Soundcheck Januar 2025# 7 Galerie mit 19 Bildern: Grave Digger - Keep It True XXIV 2024

Ist es fair eine Band, die 2025 ein neues Album rausbringt, mit den Anfängen aus dem Jahr 1984 zu vergleichen? Wenn es die Band selbst tut, dann sollte der Ansatz grundsätzlich okay sein. Chris Boltendahl, der Fronter von GRAVE DIGGER, lässt wissen, dass der „Bone Collector“ sich back to the roots bewegt und neben diversen Knochen die Vibes von „Heavy Metal Breakdown“ aus dem Jahr 1984 aufsammelt. Das klingt spannend. Lassen Boltendahl und Co. der Ansage entsprechende Taten folgen?

Tritt „Bone Collector“ in Konkurrenz zu „Heavy Metal Breakdown“?

Wer heute sich die mehr als 40 Jahre alten Anfänge von GRAVE DIGGER zu Gemüte führt, der wird nicht nur vor Begeisterung klatschen. Eine ungestüme Band mit einem Sänger, der mehr Schreier ist, tönt aus den Lautsprechern. Speed Metal ist das Thema der abflauenden metallischen Welle aus England. Genau dort versuchen GRAVE DIGGER Akzente zu setzen. Das Boltendahl ACCEPT mit Sänger Udo Dirkschneider als Vorbild hat, ist kaum zu verleugnen. Diese Dinge haben sich in den vergangenen Jahrzehnten verändert und GRAVE DIGGER ist selbst ein Teil der deutschen Heavy-Metal-Geschichte.

Was beim ersten Durchlauf von „Bone Collector“ sofort auffällt, ist das eliminierte Keyboard. Bass, Gitarre, Drums und Boltendahl nennen sich die Zutaten. Boltendahl ist 2025 ein ganz anderer Sänger als vor 40 Jahren und bringt diese Erfahrungen auf dem aktuellen Rundling zum Ausdruck.

Der Auftakt ist der Titeltrack „Bone Collector“, der von der Saitenarbeit metallischer agiert, was durch den personellen Wechsel an der Gitarre zu erklären ist. Deutlich interessanter wird es mit „The Rich, The Poor, The Dying“. GRAVE DIGGER liefern einen lupenreinen Speed-Metaller, der zumindest vom Tempo an die 80er Jahre erinnert. Das Sänger Boltendahl nicht mehr die Höhenlagen vergangener Tage liefert, versteht sich bei einer 45-jährigen Karriere von selbst.

NWoBHM oder Speed Metal: es geht zurück in die 80er Jahre

Über den Stampfer „Kingdom Of Skulls“ geht es zu „The Devil’s Serenade“. Die teuflische Serenade kann im NWoBHM-Style inklusive Refrain zum Mitgrölen und Headbangen punkten. Mit düsterer Attitüde bewegt sich „Mirror Of Hate“ in eine ähnliche Richtung, während das bereits ausgekoppelte „Killing Is My Pleasure“ oder „Graveyard Kings“ nicht viel mehr als GRAVE-DIGGER-Standardware liefern und im Schatten anderer Nummern stehen.

Wie es sich für Grabräuber gehört, haben die Herren die Highlights des „Bone Collector“ ein wenig verbuddelt. „Riders Of Doom“ knüpft an die dunkle Atmosphäre des Vorgängers an und stampft genüsslich durch die Botanik. Wem das alles zu langsam ist, der wird mit „Made Of Madness“ abgeholt, der vom Ansatz mit den wechselnden Rhythmen an „Legion Of The Lost“ vom Debüt erinnert. Einen haben GRAVE DIGGER noch im Köcher. Bereits die Laufzeit von mehr als sechs Minuten sticht hervor. „Whispers Of The Damned“ kommt als eine Kreuzung von „Yesterday“ und „Legion Of The Lost“ aus den Boxen und liefert einen großen Moment zum Plattenende. Dafür sorgt auch der neue Gitarrist Tobias Kersting, der dem gesamten „Bone Collector“ deutlich mehr Druck verleiht als bei diversen Vorgänger-LPs.

GRAVE DIGGER anno 2025 sind kompakt und old school

Chris Boltendahl und seine Grabräuber haben einiges an Ballast der vergangenen Jahre über Bord geworfen. 11 Stücke, davon nur der starke Schlusspunkt mit einer Laufzeit von mehr als fünf Minuten. GRAVE DIGGER anno 2025 kommen zum Punkt und verzichten auf große Schnörkel. Vor allem legen die Saiten an metallischer Rotzigkeit zu. Es ist nicht alles Gold auf „Bone Collector“, aber das 2025er Werk dürfte eine der stärksten Veröffentlichung der vergangenen circa 15 Jahre sein. Highlights sind das abschließende “Whispers Of The Damned”, das speedige “The Rich, The Poor, The Dying” oder die NWoBHM-Hymne “The Devil’s Serenade”. Der Füllstoffanteil ist gering und liegt eher an den hervorstechenden Nummern, die andere Stücke in den Schatten stellen.

GRAVE DIGGER zeigen, dass auch eine Band mit einer sehr langen Karriere sich nochmal neu orientieren kann. Diese Umorientierung zum schnörkellosen, klassischen 80er Jahre Metal steht dem Quartett ausgesprochen gut. Die Fanbase der Grabräuber kann bedenkenlos zugreifen. Auch Fans der 80er Jahre, die sich auf den bekannten Festivals wie Keep It True oder Headbangers Open Air rumtreiben, sollten der Scheibe eine Chance geben.

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10.01.2025

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