Grande Roses - Built On Schemes

Review

Das zweite Album der Schweden GRANDE ROSES ist bemerkenswert angezogen. „Built On Schemes“ kommt in einem Blümchendress daher, das mit Frühlingsgefühlen oder lebensspendender Sommersonne so viel gemein hat wie die flackernde Neonlampe in der örtlichen Friedhofs-Agentur. Die Blütenpracht dieses erstarrten, düsteren Stillebens wirkt auch ohne explizite Reliqien der Vergänglichkeit in fast barocker Weise morbide. Und dann hat da auch noch jemand mit einer ganz und gar nicht organischen Sprühdose offensiv und ungehobelt einen weißen Ab-18-Balken drübergesetzt. Der Harmonie, die ohnehin keine war, wird ein schöner Strich durch die Rechnung gemacht. Das passt.

Denn die Musik der GRANDE ROSES formuliert auf „Built On Schemes“ in etwa das aus, was die Cover-Kunst andeutet. Die Band präsentiert auf ihrem zweiten Album treibenden, teils krachenden (Punk-)Rock, der einerseits vor Energie brodelt, mit pathetischem Gesang, einem Strauß dunkler Melodie-Blüten und akustischer Wave-Ästhetik andererseits aber auch einen kühlen Kontrapunkt setzt.

Und was soll ich sagen? In diesem Spannungsfeld gelingt den GRANDE ROSES eine Reihe tatsächlich ergreifender Hits. Hätte Brian Fallon von GASLIGHT ANTHEM statt den armen Bruce Springsteen und den staubigen Klimper-Highway Justin Sullivan (NEW MODEL ARMY) oder Ian Curtis (JOY DIVISION) und die dunkle Hymnen-Häuserschlucht gewählt, er klänge heute eventuell wie Göran Andersson auf „Built On Schemes“. Und seine Band vielleicht eher wie kompaktere, brodelnde WIPERS denn wie NICKELBACK am Lagerfeuer. Auf „Built On Schemes“ wird kaum jemand umarmt, schon gar nicht die gesamte Nation. Höchstens die Nacht und wofür sie so steht. Song Nummer Sechs heißt „No Future“. Es gibt halt peinliches UND cooles Pathos.

Den GRANDE ROSES gelingt damit Erstaunliches: Man fühlt sich durch die offenkundigen Verweise auf diverse Größen des Genres sofort zu Hause, aber keinesfalls gelangweilt. Bevor man nämlich auf den Gedanken kommt, lieber die vermeintlich tolleren Originale aus dem Regal zu ziehen, hat man „Built On Schemes“ aus Versehen schon auswendig gelernt. Dies hier ist eine elegante Verschmelzung edler rockhistorischer Elemente zu etwas selbstbewusst Eigenständigem – und keine uninspirierte Kopie.

Dass ich nach gefühlten 100 Durchläufen trotzdem mal wieder Bock auf „Youth Of America“, „Thunder And Consolation“ und „Unknown Pleasures“ habe, ist als weiteres Kompliment zu verstehen. Die stilistische Übersättigung hat noch nicht eingesetzt.

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07.02.2015

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