Grand Magus - Sunraven

Review

Es gibt ja böse Zungen, die GRAND MAGUS vorwerfen, dass sie alle paar Jahre daher galoppiert kommen, um das gleiche Album neu aufzunehmen. Zugegeben, so ganz von ungefähr kommt das nicht, wenn man die relative Konstanz zwischen den jüngeren Veröffentlichungen der Epic-Metal-Haudegen um J. B. Christofersson betrachtet (hin zum hiesigen Cover, dessen Farbgebung und Motiv stark an die Illustration zu „Triumph And Power“ denken lässt). Andererseits ist Christofferssons gottgleicher Gesang in Verbindung mit dem knarzigen Epic Metal halt auch ein praktisch unschlagbares Argument, um sich mit gezücktem Schwert in die nächste Schlacht zu stürzen. Und so lädt der schwedische Dreier auch anno 2024 mit „Sunraven“ wieder einmal zum heldenhaften Zug in die Schlacht ein.

GRAND MAGUS schwingen sich in die nächste Schlacht

Unsereinem wurde das Potential dieser Band erstmals 2008 mit der Veröffentlichung von „Iron Will“ offenbart, wobei speziell dessen Titeltrack sowie die unsterbliche Hymne „Silver Into Steel“ noch heute regelmäßig Rotation erfahren. Zurück in der Gegenwart hat sich auf „Sunraven“ oberflächlich gesehen wenig geändert. „Sunraven“ ist ein Konzeptalbum, dessen Gegenstand das epische Gedicht Beowulf darstellt, spezifisch dessen ersten Gesang über die Schlacht gegen Grendel. Auf das Songwriting an sich hatte das jedoch keine allzu großen Auswirkungen und der Schaffensprozess, der lt. Pressetext skizziert wird, deutet auch nicht gerade auf eine besondere Herangehensweise hin.

Insofern klingen GRAND MAGUS anno 2024 vertraut und wiedererkennbar, hin zum Punkt, dass man „Iron Will“ in Teilen in „Wheel Of Pain“ wiedererkennen kann. Das eröffnende „Skybound“ marschiert selbstbewusst und mit geschwollener Heldenbrust drauf los mit den Melodien und der majestätischen Erhabenheit, die bereits das Schwert im Schaft vor Aufregung zittern lassen. Zum Refrain hin kommt möglicherweise eine dezente Hard-Rock-Note in den Sound hinein, die ebenfalls nicht unwillkommen ist. Der gleiche, kriegerische Stechschritt wird im Titeltrack effektiv zur Anwendung gebracht, während das Gitarrensolo so klingt, als würde es majestätisch gen Sonnenuntergang reiten. Das einzige, was dem Song fehlt, ist eine überlebensgroße Hook. Christofferson hat hier ein sensationelles Tor auf der Pieke, entscheidet sich aber merkwürdigerweise dagegen, den Sack zu zu machen.

Dabei lässt „Sunraven“ ein paar Steilvorlagen liegen

Doch es gibt noch mehr zu entdecken: „The Black Lake“ klingt wie ein Stoner-Doom-Callback, dessen Riffs zwar nicht die spektakulärsten sind, aber durchaus leidenschaftlich aufzujaulen wissen. „Hour Of The Wolf“ ist der einsame Uptempo-Track der Platte mit einer massiven Midtempo-Hook und einem atmosphärischem Männerchor im Abgang. Der Rausschmeißer nennt wiederum einen langsam vor sich hin stampfenden Rhythmus sein eigen, doch der Break vor dem Solo, bei dem sich Schlagzeuger Ludwig Witt mal intuitiv austoben darf, geht gut ins Mark und markiert das Highlight in einem ansonsten überraschend handzahmen Schlusstrack.

Im Grunde also alles wie immer. Aber hier und da wird man das Gefühl nicht los, dass etwas songschreiberisches Flair fehlt. Sei es der wie angedeutet enttäuschende Refrain des Titeltracks oder das rhythmisch diffus klingende Hauptriff von „To Heorot“, das dem 6/8-Kriegsmarsch ein bisschen zu viel zwischen die Beine grätscht. Und ein paar mehr Backing Vocals zur Untermalung des epischen Geschehens hätte ich mir auch gewünscht, wo der Blick wieder sehnsüchtig zurück auf „Iron Will“ fällt. Songs wie „Winter Storms“ oder „Hour Of The Wolf“ schreien förmlich danach, doch GRAND MAGUS lassen sich nicht erbarmen. In der Folge ist „Sunraven“ lange kein Stinker, lässt aber ein paar kriegsentscheidende Steilvorlagen links liegen und pendelt sich folglich irgendwo zwischen 6 und 7 Punkten ein. Der unbestreitbare Testosteronbonus bewegte letztendlich zur höheren Wertung.

11.10.2024

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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