Grai - Mlada

Junge Junge, da wird aber geknödelt und gejodelt – die Russen GRAI (oder im Original Грай) sind teilweise nah an der Zahnschmerzgrenze. Auf ihrem dritten Album „Mlada“ (oder „Млада“) gibt es Pagan/Folk Metal jener Art zu hören, von der alle gehofft hatten, dass die Welle endlich abgeflaut ist: wenig Härte, wenig Uptempo, dafür eine Menge Geflöte und Gedudel. Aber: Man kann GRAI nicht absprechen, ein gewisses Gespür für eingängige Melodien zu haben, und stellenweise macht „Mlada“ sogar richtig Spaß.

Höhepunkt des Albums ist Sängerin Irina Zybina, die meist russisch-folkig, fast jodelnd durch das Album führt und in ihren besten Momenten die kitschige Flöte vergessen lässt. Neu ist das nicht, erinnert sie doch teils stark an ARKONA-Sängerin Masha Arkhipova, aber sie kann das Album tragen und stimmlich wie gesanglich überzeugen, in „Hunt“ oder dem Titelsong von „Mlada“ sogar mitreißen. Auch GRAIs Instrumentalfraktion zeigt hier und dort ihre Stärken – wie gesagt, die omnipräsente Dudelflöte verlangt starke Nerven, ansonsten gibt es technisch nichts zu meckern, nur strukturell hätte man hier und dort noch straffen dürfen.

Was aber den tendenziell positiven Eindruck versaut, ist, dass GRAI gegen Ende von „Mlada“ das Tempo zurücknehmen und mit „I Will Sow My Sorrow“ erst einen ganz schlimmen Schmachtfetzen, mit „Fortress“ schließlich einen unspektakulären Akustiksong (zumindest zur Hälfte akustisch) präsentieren. Das nimmt dem Album seinen schmissigen Flair und zieht „Mlada“ unter dem Strich doch ins Mittelmaß. Trotzdem können ARKONA-Fans auf der Suche nach einer Zwischenmahlzeit GRAI eine Chance geben.

Auf der Bandcamp-Seite von GRAI könnt ihr euch „Mlada“ komplett im Stream anhören.