Der personifizierte Südstaatenschreck wären GRADY wohl gerne, die sich in allem so betont texanisch geben, dass es schon wieder an eine Parodie grenzt. ZZ TOP waren ihre ganze Karriere lang authentischer, und cooler – und mehr Rock’n Roll als MOTÖRHEAD kann man sowieso nicht sein, auch wenn die mit Texas gar nichts zu tun haben.
Trotzdem befürchte ich, dass es die drei Jungs von GRADY mit Biegen und Brechen probieren wollen. Ihre Riffs sind gut, aber mehr auch nicht und außerdem immer im selben Schema gestrickt. Entspannter, auf Low End produzierter schmissiger Rock mit hartem Stoner-Einschlag, viel schwanzigem Sologedudel und fetten Drums – und das alles mit gekonnter Liveatmosphäre, denn die Platte soll binnen einer Woche live eingerockt worden sein. Spielt aber im Grunde keine Rolle für den Hörer, der am Ende doch nur eine Dreiviertelstunde bzw. elf Songs zu hören kriegt, die zusammen genommen so harmlos sind wie ein Kaktus ohne Stacheln (und je mehr es dem Ende zugeht, desto unerträglicher langweilig, düdelig und glatt wird die Platte). Das sieht zwar nett aus und hört sich auch oberflächlich nett an, erfüllt seinen Zweck aber nicht unbedingt ideal. Und ums Nettsein geht’s ja sowieso nicht.
Bis GRADY so lässig und schweinisch rüberkommen, wie sie es gerne hätten, hat der viel zu clean und soft klingende Mr. Gordie Johnson am Mikrofon noch einige Gallonen Jackie und einen Überseecontainer Marlboro vor sich. Und natürlich ein paar Groupies, denn die sollen ja unnachahmlich ehrlich entspannend wirken, und das könnte „Y.U. So Shady?“ durchaus vertragen. Die Platte ist bei näherem Betrachten einfach noch viel zu hüftsteif, da waren schon Kaliber wie „Ace Of Spades“, „Rio Grande Mud“ oder „Tres Hombres“ von weit schwerwiegenderem Kaliber. Allerdings kann man auch von keiner im 21. Jahrhundert gegründeten Band erwarten, in weniger als fünfundzwanzig Jahren einen Status wie eben ZZ TOP oder MOTÖRHEAD zu erreichen – also schauen wir mal, wie GRADY sich machen.
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