Grabak - SIN

Review

Wenn man kein Blatt vor den Mund nehmen will, kann man sagen: Aus GRABAK ist trotz eines für deutsche Black Metal-Verhältnisse frühen Gründungsdatums, nämlich 1995, nie wirklich etwas geworden. Vier Alben bei zwei Labels der eher kleineren Sorte sind sowohl am harten Undergroundkern der Szene als auch an den eher trendorientieren Kiddies recht spurlos vorbeigezogen. Das mag daran liegen, dass vor allem die ersten Platten qualitativ in die Last Episode-Schiene passten und außer plakativem Auftreten und sterbenslangweiliger Musik überhaupt nichts zu bieten hatten. Der Exotenbonus, dass die Jungs statt mit zwei Gitarren mit zwei Bässen antreten, hat’s auch nicht interessanter gemacht.

Jetzt sind die Leipziger nach vier Jahren seit “Agash Daeva“ zurück und bei Twilight untergekommen. Musikalisch hat sich seit dem Vorgänger relativ wenig verändert – Highspeed-Geballer bieten GRABAK immer noch, allerdings mit neuem (Session-)Drummer dynamisch und technisch etwas variabler. Die DARK FUNERAL-, MARDUK- und SETHERIAL-Zitate an der Saitenfront haben sie auch nicht verlernt, diese allerdings mit auffällig vielen rhythmisch-groovigen und fast thrashigen Riffs und Leadgitarren garniert. Die Keyboards, die atmosphärisch unterstützend wirkten, sind allerdings in den Hintergrund getreten. Trotzdem wirkt “SIN“ manchmal wie eine handzame und musikalisch weit weniger bewanderte Version neuerer DIMMU BORGIR. Sogar die Damenstimme ist mit von der Partie (“Prologue – The Covenant“), passt aber mit ihrer Lolita-Ausstrahlung meinem Geschmack nach nicht zu der angestrebten Stimmung.

Schade sind zwei Dinge. Erstens, dass “SIN“ zwar oberflächlich mit einigen mehr als anständigen Songs zunächst einen überzeugenden Eindruck macht, aber schon beim zweiten Durchlauf wenig Substanz beweist. Ein wenig wirkt die Platte, als hätten sich ihre Erschaffer nicht so recht zwischen dem Wunsch nach der ganz professionellen Nummer und der trven Version einer antikommerziellen Undergroundtruppe entscheiden können und als Konsequenz eine anständige, aber nicht konsequente Scheibe eingespielt. Mir hat das im Vergleich bissigere Gepolter und Snaregedresche von “Agash Daeva“ besser gefallen, auch wenn es nach Plastik klang.
Zweitens reizt die Band das zwar sicherlich nicht neue, aber im Grunde potentiell interessante Konzept der sieben Todsünden mindestens musikalisch überhaupt nicht aus. So sehr sich die sieben Todsünden charakterlich unterscheiden, so hätten sich auch die dazugehörigen Songs unterscheiden können. Tun sie aber nicht. Das Lustvollste an “Lust“ beispielsweise ist das S/M-Sample im Mittelteil – ansonsten besteht der Song aus demselben schwedisch orientierten Gedonnere wie alle anderen Tracks. Das macht “SIN“ nicht zu einer schlechten Platte, ist aber insgesamt ziemlich unspektakulär und kurzlebig.

06.05.2011

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