



Mit 16 Nummer-Eins-Alben und einem gewissen Legenden-Status in ihrer Heimat erlaubten sich GOTTHARD, sich fünf Jahre lang mit einem neuen Studioalbum Zeit zu lassen. Doch die erfolgreichste Schweizer Band um die Gründungsmitglieder Leo Leoni und Marc Lynn hat die Zeit offensichtlich genutzt, denn während GOTTHARDs letzte Platte #13“ aus 2020 nicht überall gut ankam, dürfte das neueste Werk „Stereo Crush“, bei den Fans für erleichtertes Aufatmen sorgen.
GOTTHARD sind wieder auf Kurs
Nachdem der Vorgänger eher glatt und verkopft daherkam, geht es „Stereo Crush“ wieder roher und direkter an. Zudem tönt die Platte um einiges heavier und zeitgemäßer aus den Boxen. So überrascht schon der Einstieg mit „AI & I“ mit einem für die Band ungewöhnlich massivem Riff und dunkel gesungen Strophen, sowie mit ungewohnt modernem Sound. Auch „Rusty Rose“, bei dem Leoni auf seine Talkbox zurückgreift, die sich mittlerweile zu einem gewissen Markenzeichen von GOTTHARD entwickelt hat, sowie das leicht bluesige und teils an WHITESNAKE erinnernde „Devil In The Moonlight“ bringen moderne Vibes mit ein. Die ruhige, gefühlsbetonte Seite dieses zeitgemäßen Sounds zeigt „Burning Bridges“, eine Art Powerballade mit Piano-Klängen und besonders schönen Melodien.
Klassische GOTTHARD-Momente gibt es mit „Thunder & Lightning“, einem luftig leichten Song mit großem Chorus, der den frühen Sound der Band zurückbringt. Hier verzichtet die Gruppe bewusst auf ein Gitarrensolo, um dem Flow des Songs nicht zu unterbrechen, was den Titel umso radiotauglicher macht. Dafür zeigt sich etwa „Shake Shake“ verhältnismäßig unkonventionell mit markanten Sologitarren und eindringlichem Gesang.
Stärken, Schwächen und ein Geheimtipp
Für eine weiteres herausragendes Stück haben sich die Eidgenossen mit ihrem ehemaligen Co-Produzenten Chris von Rohr nach über 20 Jahren wieder zusammengerauft und mit ihm gemeinsam das positiv nach vorne treibende „Liverpool“ geschrieben. Neben solch gelungenen Kompositionen wirken Songs wie das simple „Boom Boom“ recht banal und beinahe überflüssig, allerdings kann man der ersten Singleauskopplung ihre enorme Eingängigkeit nicht absprechen.
Relativ unprominent platziert, versteckt sich gegen Ende des Albums „Dig A Little Deeper“, der Geheimtipp auf „Stereo Crush“. Mit exzellentem Arrangement inklusive Geigen und Akustikgitarren schlägt der Song mit seinen LED ZEPPELIN-Vibes COVERDALE/PAGE-ähnliche Töne an, während das Schlusslicht „These Are The Days“ nochmals neue Einflüsse im Stil von BLACKBERRY SMOKE einbringt.
„Stereo Crush“ – klassischer GOTTHARD-Sound mit Update
Die Tessiner machen auf ihrem 17. Studioalbum wieder das, was man von ihnen kennt und erwartet. Dazu verpassen sie dem Ganzen einen teilweise modernisierten, frischen Sound. Insgesamt können aber nicht alle Songs komplett überzeugen. Selbst das wird den heimischen Erfolg des Albums aber sehr wahrscheinlich nicht verhindern und vielleicht schafft es auch „Stereo Crush“ erneut an die Spitze der Schweizer Charts, was man der Band, die sich selbst nach so langer Zeit im Business nicht auf ihren Lorbeeren ausruht und immer noch Neues ausprobiert nur wünschen kann.
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